50. Die Entwicklung des Quartiers Berg und Haas

In der Geschichte unserer Stadt erscheint die Herrlichkeit Eupen seit ihrem Bestehen als eine den ganzen Ort umfassende Einheit. Nur bei der Wahl der Bürgermeister finden wir eine Aufteilung in drei Wahlbezirke. Sie erscheinen in den Akten manchmal als Quartiere, manchmal auch als Kompanien oder Kapitänschaften. In jedem Quartier wurden zunächst neun Bürger, die sogenannten Neunmänner, gewählt. Die Neunmänner der drei Quartiere wählten dann unter sich die vier Bürgermeister unserer Stadt.

In der Oberstadt finden wir die Quartiere Kirchstraße und Gospert. Beide gehen in ihrer Begrenzung vermutlich auf die alten Lat- oder Lehenshöfe zurück. Das Quartier Kirchstraße dürfte aus dem Stockem-Eupener Lathof, das Quartier Gospert aus dem Frambacher Lathof entstanden sein.

Anders ist es mit dem Quartier Berg und Haas. Der dritte Eupener Lathof, St. Marien, war nur zu einem kleinen Teil auf dem Gebiet Eupens gelegen. Er umfaßte einen großen Teil des Grundbesitzes in der Gemeinde Membach und reichte in einer auslaufenden Spitze bis an das Eupener Bergviertel heran. Zu ihm gehörten, die Bergstraße hinaufgehend, die Häuser auf der rechten Seite, vom Gut Looten angefangen bis zur Bergkapelle, dann weiter auf der rechten Seite die Bergkapellstraße abwärts bis zum Rotenberg. Die linke Seite der Bergstraße ab Iberngasse und das ganze übrige Bergviertel gehörten nicht zu einem Lathof, sondern zum Gebiet des Hertogenwaldes, der in frühesten Zeiten wohl bis hierher gereicht hat. Der Hertogenwald war seit Bestehen des Herzogtums Limburg herzoglicher Besitz und nicht als Lehen vergeben. So kam es, dass die Ansiedler in diesem Gebiet ihre Siedlungserlaubnis direkt vom Herzog erhielten und auch nur ihm gegenüber abgabepflichtig waren.

Der Bach, der seit 2017 vor dem Haus Bergstraße 19 wieder sichtbar geworden ist, bildete einst die Grenze zwischen den Sektionen A (Kerckstraet) und B (Bergviertel). Das wurde erst 1873 geändert, als die Stadtverwaltung beschloss, die Straßen der Stadt genau zu begrenzen, mit Namensschildern zu versehen und die Nummerierung der Häuser straßenweise durchzuführen.

Allmählich dehnte sich das Bergviertel nach Süden aus und auch die Abhänge zur Unterstadt wurden nach und nach besiedelt, bis schließlich die Ansiedlung die Talsohle, die Haas, erreichte. Ein Blick auf eine Militärkarte aus dem Jahre 1762 gibt uns eine Vorstellung von der Entwicklung des Bergviertels im Laufe der Jahrhunderte. Die Karten hier unten stammen aus den Jahren 1762, 1777, 1803, 1850, 1930 und heute und zeigen dass sich das Bergviertel lange Zeit auf Am Berg, Bergstraße, Tebaten, Bergkapelle, unterer Teil der heutigen Judenstraße und Haasberg beschränkte. Aus dem Jahr 1930 stammt auch eine der ältesten Luftaufnahmen der Stadt. Man erkennt am oberen Bildrand, dass das heutige Ibernviertel noch gänzlich unerschlossen ist.

Über die Entstehung des Namens Haas gibt es keine gesicherten Angaben. Wir neigen dazu, diesen Namen aus der ursprünglichen Beschaffenheit des Geländes herzuleiten. Der Ortsname Haas weist auf ein Gelände an einem Hang hin, das mit niederem, gestrüppartigem Pflanzenwuchs bestanden ist. So können wir uns auch den Haasberg in ältester Zeit vorstellen. Der Bergabhang, den wir heute unter dem Namen Haasberg kennen, hieß in früheren Zeiten einfach „die Haas“.

Erst nachdem die Bedeutung des Namens verloren gegangen war, nannte man es Haasberg und verdoppelte damit unbewusst den Begriff.


97. Straßen- und Verkehrswesen im Bergviertel

Der Mittelgebirgsausläufer, hier kurz „der Berg“ genannt, der den oberen Stadtteil Eupens vom unteren trennt, war seit jeher wegen Höhenunterschieds stark verkehrsbehindernd gewesen. Ausgefahrene, verschlammte Karrenwege führten darüber hinweg. Erst der Staatsstraßenbau Eupen-Montjoie 1846 und die damit verbundene Anlage der Neustraße brachten eine Erleichterung für die Fuhrleute.

Seitlich davon bildete jener „Berg“, der wegen seines rotschieferhaltigen Bodens den Namen „Rotenberg“ trug, weiterhin eine Verkehrsbehinderung. Von den Häusern am oberen Rotenberg (Tebaten, Waisenhaus) verlief für die Fußgänger ein kleiner Weg durch die Etterstenwiesen hinab zum Bach, wo ein Steg über denselben auf den Weg nach Stockem führte. Fuhrwerke mussten einen ähnlich verlaufenden Karrenweg nehmen, der durch den Bach führte.

Schon gleich nach seiner Wahl zum Eupener Bürgermeister (1850) veranlasste Peter Becker, auf die Etterstenwiese die städtische Schutterde anfahren zu lassen, um einen Damm für die spätere Straße aufzuschütten. Tausende und Abertausende Karren Erdaushub sind in der Folgezeit aufgeschüttet worden, bis der Höhenausgleich erreicht war. Als dann 1874 der Straßenbau begann, war nur noch das Straßenbett zu legen und eine feste Brücke über den Bach zu bauen.

Um ins Oetal mit seinen zahlreichen Fabriken zu gelangen, gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts nur kleine, meist von den Fabrikanten selbst angelegte Wege von Tebaten über die Teichgasse (Oeberg) oder über die private „Hüffergasse“ entlang des Waisenbüschchens hinab. Vom mittleren Olengraben führte zwar noch das sogenannte „Feygässchen“ in das Oetal, doch war die Benutzung desselben für ein Fuhrwerk schon ein riskantes Unterfangen. Von der Haas her konnte man zwar durch die sogenannte „Jauchegatz“ ebenfalls in die Oe gelangen, doch dieses war für den Fuhrverkehr ziemlich schmal. Erst durch den Bau der Landstraße nach Dolhain änderte sich dieser Zustand.

Bereits 1834 reifte der Beschluss, Eupen mit Monschau durch eine Fernstraße zu verbinden. Diese Planung kam aber erst 1844 zur Ausführung. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die neue Straße am 10. Mai 1846 dem Verkehr übergeben.

Sie wurde als Staatsstraße erbaut und brachte gleichzeitig große Veränderungen im Eupener innerstädtischen Verkehr. Im Rahmen dieses Straßenbaus entstand die Eupener Neustraße , die den bisherigen Fuhrverkehr über die steile Bergstraße erheblich erleichterte. Der Olengraben, der wie sein Name besagt „ein Hohlgraben“ war, wurde zur Straße ausgebaut.

Im Jahr 1849 wurde die obere Bergstraße zur besseren Höhenüberwindung tiefer gelegt. Die sich heute noch dort befindenden Stützmauern erinnern daran.


135. Straßenentwicklung im Bergviertel

Der Begriff Straße war unseren Vorfahren wenig geläufig und taucht in den alten Niederschriften, den sogenannten Laet- oder Grundbüchern nicht auf. Man wohnte „ägen dörep“ d.h. in der Oberstadt, „aunder gen Haas“, „a gen kerk“, „ä Stockem“, „op gene bergh“, „ä gen Ü‘e“ usw. Es gibt einige wenige Ausnahmen. Um 1645 tauchen in Urkunden und Texten bereits die Namen „Kerckstraet“, „Judestraet oder Jeudestraet“ und „die Schilsweghe“ auf. Im späten 18. Jahrhundert wurde in der französischen Zeit die Stadt in die Sektionen A, B und C eingeteilt und die fortlaufende Nummerierung der Häuser wurde eingeführt.
In preußischer Zeit wurde im August 1873 die genaue Bezeichnung der Straßen mit Namensschildern eingeführt und die Häuser wurden straßenweise nummeriert, die ungeraden Zahlen rechts und die geraden links. 38 Straßennamen wurden aufgeführt. Im Jahr 1913 zählte die Stadt Eupen 46 Straßennamen. Im Jahr 1976 waren es mehr als 120. Nach der Fusion mit Kettenis und durch die Schaffung neuer Parzellierungen innerhalb der Stadt und am Stadtrand zählt die Stadt Eupen inzwischen über 200 Straßennamen.
Die ersten Siedler in Eupen könnten sich um 1100 längs des Bachs, im Bereich der heutigen Klötzerbahn und  unteren Bergstraße, im Schatten einer Anhöhe niedergelassen haben. Die Siedlungen bestanden fast ausschließlich aus strohgedeckten Holz- oder Lehmhütten.
Die frühe Besiedelung der Unterstadt begann im Jahre 1314 „in der Oe“. Dort hatte sich von den Flüssen Weser und Hill mitgeführtes Geröll abgelagert, und die ehemals reißende Weser schlängelte sich in zahlreichen Einzelbächen durch diese Geröllmassen. Hier entstand die erste Getreide-Bann-Mühle, die die Wasserkraft einer dieser Weserbäche nutzte.
Im 15. und 16. Jahrhundert wurden in der Oe, aber auch flussaufwärts an beiden Flüssen weitere Mühlen und Eisenhütten errichtet. Den Wesertalbereich mit seinen Betrieben am Fuße des Haasbergs bezeichnete man „unter der Haas“, die Lage der Mühlen weiter flussaufwärts der Weser erhielten den Namen des Tales, „im Langesthal“. Das Gewerbe längs der Hill prägte die Ortsteilbezeichnung „Hütte“. Auch der vor Hochwasser sichere Haasberg wurde nach und nach von den Arbeitern der Eisenhütten besiedelt.
Im 17. Jahrhundert dehnte sich die Tuchfabrikation von der Oberstadt auf die Unterstadt aus. Im Jahre 1623 entstand die erste Färberei in der heutigen Haasstraße. Es folgten Walkmühlen an Weser und Hill, mit deren Wasserkraft die schweren Eisenhämmer zum Walken der Tuche betrieben wurden. Mit der Errichtung dieses neuen Gewerbezweiges erhöhte sich auch sprunghaft die Einwohnerzahl der damaligen Unterstadt. Das Kataster aus dem Jahre 1693 weist 124 Häuser im Bereich der Unterstadt aus, davon lagen allein 44 im Bereich des Schilsweges, 36 in der Haas und ca. 20 am Haasberg. Im Jahr 1778 werden für das Gebiet „unter der Haas“ 330 bewohnbare Häuser angegeben.
Die erste Straßenbepflasterung fand in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts in Eupen statt. Es wurden unbehauene Wesersteine (Wäserpere) verwendet, so wie wir heute noch welche vor dem Klösterchen finden. Die Karte von 1720 zeigt die mit der Nummer 1 markierten wichtigsten Wege, die wenigstens teilweise einen Steinbelag erhielten.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Verbindung von der Haas zur Oe geschaffen. Die einzige Verbindung zur Oberstadt bestand seit frühester Zeit nur über die Bergstraße. Erst im späteren 19. Jahrhundert legte man mit der Neustraße eine breitere, gut zu befahrende Verbindungsstraße zwischen Ober- und Unterstadt an. In den Jahren 1845-47 wurde die Straße Eupen-Montjoie gebaut und auf innerstädtischem Gebiet die Neustraße. Mit dem Rotenberg und der Neustraße entstanden Eupens erste „Umgehungsstraßen“.
Einschneidende Veränderungen erfuhr das Stadtbild in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die meisten Fachwerkhäuser verschwanden. Mehrstöckige Häuser aus Ziegelsteinen wurden errichtet. Man schrieb die Einhaltung einer Fluchtlinie vor. Die Straßen wurden durchgehend gepflastert, um dem wachsenden Verkehr gerecht zu werden. Längs der Neustraße und vereinzelten anderen Stellen verschwanden die Ziegel hinter Zementputzfassaden im neo-klassizistischen und später „wilhelminischen“ Stil.
Im Jahr 1849 wurde die obere Bergstraße zur besseren Höhenüberwindung tiefer gelegt. Die sich heute noch dort befindlichen Stützmauern erinnern daran. Um 1873 wurde der Rotenberg angelegt, für die damalige Zeit ein Wunderwerk des Straßenbaus.
Auf den Ibern, deren Bergkuppe jahrhundertelang die topographische Grenze zwischen Ober- und Unterstadt bildete, sind in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts neue Wohngebiete entstanden, d.h. Ober- und Unterstadt sind an dieser Nahtstelle immer mehr zusammengewachsen. Der Verlauf der ehemaligen historischen Grenze ist nur noch an dem Niveauunterschied im Straßenraum der Bergkapellstraße nachvollziehbar.

Zeittafel
Bergstraße : Das Viertel am Berg wurde wohl von der Kirchstraße und der Klötzerbahn her recht früh besiedelt. Auf dem ältesten Stadtplan von Eupen (ca. 1720) wird die Bergstraße schon als Hauptstraße mit nahezu durchgehender Bebauung eingezeichnet. 1734 wird „der Berg“ schon als eigenes Viertel benannt. Der Weg auf den Berg hinauf war sehr steil und schwierig. Deshalb begann man bereits im Jahr 1829 mit der Tieferlegung.
Haasberg : Die Besiedelung von Haas und Haasberg ist wahrscheinlich auf das 16. Jahrhundert zu datieren. Im Anwesen der Familie Rosenstein am Fuß des Haasbergs fand man ein Stück aus dem Dachgebälk das die Jahreszahl 1568 zeigt. Das Kataster aus dem Jahr 1693 weist bereits 7 Häuser im Haasberg aus.
Edelstraße : Der untere Bereich des „Äsel“ wurde wahrscheinlich wie der Haasberg bereits im 16. Jahrhundert bebaut; der steile Weg diente als Verbindungsweg von aunder gen Haas zur Judenstraße (und von dort aus durch die Ibernwiesen weiter Richtung Gospert und Werthplatz)
Judenstraße : Bereits 1580 taucht die Bezeichnung „Jeudestraat“ auf
Bergkapellstraße : Erst bei der Straßenverordnung von 1873 erhielt sie die Bezeichnung. Vorher war ihr unterer Teil dem Ortsgebiet „Tebaaten“, ihr oberer Teil dem „op gene Berch“ (auf dem Berg) zugeteilt gewesen; bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurde auf dem Berg ein Kapellchen errichtet, welches den Abschluss der sieben Fußfälle den Haasberg hinauf darstellen sollte
Hisselsgasse : Im Walhorner Gudungsbuch von 1460 finden wir bereits einen „Lennert Hiesel van Oupen (Eupen)“; dann lesen wir 1584 im „Stockem Latbuch“ von einem „Lennart Hiessel“, wohnhaft „in de Gatze tzo Eupen“, und schließlich nennt uns 1596 das „Frambach-Laetbuch“ die „Güter des alden Hiesel in de gatze zu Eupen“. Es müssen bedeutende Güter und Ländereien der Familie Hiesel gewesen sein, denn schon im Jahre 1645 ist die Gasse nach ihnen benannt und das Grundbuch schreibt „Hieselsgatze“, woraus dann in späterer Zeit „Hisselsgasse“ geworden ist.
Olengraben : Wurde 1844-46 im Rahmen des Baus der Landstraße Eupen-Montjoie zur Straße, vorher diente er hauptsächlich als Verbindungsweg zwischen dem Haasviertel und dem Oetal (Ende des 17. Jahrhunderts werden im Kataster der Stadt Eupen Häuser im Olengraben aufgezählt).
Neustraße :  Wurde 1844-46 im Rahmen des Baus der Landstraße Eupen-Montjoie angelegt.
Rotenberg : Die Straße vom Schlachthof über den „Bach“ bis hinauf zur Anhöhe, wie wir sie heute kennen und „den Rotenberg“ nennen, ist ein künstlich angelegter Straßenbau aus dem 19. Jahrhundert. Sie ist ein Werk des damaligen Eupener Oberbürgermeisters Peter Becker (1850-1881). Mehrere Jahrzehnte lang ließ derselbe hier die Aushuberde und den Bauschutt anfahren, wodurch sein erhöhte Fahrbahn entstand, die im Jahre 1875 als neue Verkehrsstraße eingeweiht wurde. Vor dieser Zeit verlief der Fuhrverkehr seitlich durch die Wiesenflur „Ettersten“ und stieg dann steil zur Anhöhe an. Bereits 1710 wurde auf der Anhöhe des Rotenberg ein Waisenhaus errichtet.
Schorberg : 1930 wurde das Haus beim Beginn des Weges von der Edelstraße her gebaut und 1939 entstand dort das Haus Hansen im Alpenlandstil. Hier am Hang wurden dann nach dem 2. Weltkrieg noch mehrere Häuser gebaut, und nachdem die große Umgehungsstraße das Schorberg durchschnitt, erhielt der ausgebaute, einstige Karrenweg seine Zufahrt auf diese Umgehungsstraße „Frankendelle“, wodurch der Weg zur Durchgangsstraße wurde.
Ibern(-Siedlung) : Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Eybornfluren Bauland. In den Jahren 1951 bis 1955 entstanden die neubesiedelten Straßen „Obere“ und „Untere“ Ibern. 1970 entstanden drei neue Straßen in der „Baugenossenschaftssiedlung“ im oberen Ibernflurgelände: Maria-Theresia-Straße, Burgundstraße, Brabantstraße. Das letzte Flurstück Ibern/Stockberger Weg erhielt seine Besiedelung und Straße im Jahre 1976/77 mit dem Lothringer Weg.
Habsburgerweg : Der Fußweg von der Bergstraße zu den Ibernfluren war nach dem 2. Weltkrieg ausgebaut und besiedelt worden, trug jedoch bis zum Jahre 1973 keine eigene Bezeichnung. Die hier neuerbauten Wohnhäuser blieben der Bergstraße zugeteilt. Der Weg erhielt 1973 den Namen „Habsburgerweg“.
Stockbergerweg : Als um 1920, damit begonnen wurde, den Fußweg von der Judenstraße her zu erbreitern und das Wiesenland zum Bauernland wurde, entstand hier eine Besiedelung. In den dreißiger Jahren begann die Besiedelung der Wiesen an der Judenstraße. Sie vergrößerte sich nach dem 2. Weltkrieg immer mehr, und im Jahre 1962 legte die Stadt an Stelle des uralten Fußweges eine schöne, breite Verkehrsstraße Judenstraße-Hisselsgasse an.
Limburgerweg-Ettersten : Im alten Eupen gab es eine große und eine kleine Gasse; beide führten vom Rotenberg her durch das Wiesenland nach Membach. Die große Gasse hieß in der Volkssprache auch „Membacher Gasse“ (Mömmeckergats). Seit 1971 ist ein Teil des einstigen Karrenweges erbreitert und besiedelt und heißt Limburger Weg.


225. Bauliche Entwicklung in Eupen

1952, im 25. Jahr seines Bestehens, warf das Grenz-Echo einen Blick zurück auf die bauliche Entwicklung der Hauptstadt der Ostkantone nach dem ersten Weltkrieg. Damals bestanden weite Teile des Bergviertels noch aus Weide- und Wiesengründen, doch es schien bereits klar, dass diese bald schon eine erhebliche Vermehrung der Bauten in zentraler Lage erlauben würden...


 272. Die Entwicklung des Bergviertels

Die Geschichte Eupens fängt verhältnismäßig spät an. Erst 1213 taucht der Name Oipen in einer Urkunde des Klosters Rode zum ersten Mal auf. Im heutigen Stadtgebiet sind drei Lat- oder Lehshöfe nachgewiesen, deren Grenzen am Gut Looten zusammenstießen. Im Bereich des St. Marien-Lehens, für welches kein örtliches Verwaltungsgebäude oder Herrenhaus nachgewiesen ist, entstand die Siedlung ‚auf dem Berg‘. Diese dehnte sich bald in das südlich gelegene Tal von Weser und Hill hin aus. Aufgrund der Gebietsaufteilung in drei Grundherrschaften gab es in Eupen bis zur Besetzung durch die Franzosen drei sogenannte Quartiere: Kirchstraße / Gospert und Werth / Bergviertel mit Haas. In der Franzosenzeit und noch bis 1873 kannte man verwaltungsmäßig drei Stadtteile: die Sektionen A, B und C, die auf die gleiche Dreiteilung zurückzuführen sind.

Ein stadtähnlicher Kern hatte sich im 17. Jahrhundert entwickelt; dieser Kern lag teilweise auf dem Gebiet des Eupen-Stockemer, teilweise im Bereich des Frambacher Lathofs. Ein drittes Quartier bildete das Bergviertel mit seiner Ausdehnung zur Haas. Lange Zeit besteht es lediglich aus Bergstraße, Auf dem Berg und Tebaten (heutiger Bereich Bergkapellstraße, Pferdetränke und oberer Rotenberg), Haasberg, Äsel (Edelstraße) und Jöesstroot (Johannesstraße, später irrtümlicherweise zu Judenstraße geformt). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Bild des Viertels durch bedeutende Bauten ergänzt. So wurde 1710 ein Waisen- und Arbeitshaus am oberen Rotenberg gegründet. Zwei Jahre später dann der Bau der Bergkapelle.

Ab 1808 entstehen bedeutende Fabrikanlagen an Weser und Hill. Dem Waisenhaus wird 1825 eine Versorgungsanstalt für alte, kranke und gebrechliche Leute angegliedert. 1846 wird die Staatsstraße Eupen-Monschau eröffnet. Um die steilansteigende Bergstraße zu umgehen, wird die Trasse der Neustraße gezogen. Ein erstes Gaswerk entsteht am Olengraben im Jahr 1854, das allerdings nach einem Jahr schon abbrennt. Es wird zunächst an der gleichen Stelle wieder aufgebaut und vergrößert, ist dann ab 1865-66 in der Oestraße etabliert. Wenn auch die Tuchindustrie der vorherrschende Wirtschaftszweig bleibt, so gibt es doch eine wachsende Vielfalt anderer Erwerbsmöglichkeiten für die Eupener Arbeiterschaft durch die Niederlassung neuer Industriezweige: Gerbereien, Lederwarenfabriken, Gießereien, Maschinenfabriken für die Tuchindustrie, Seifereien, Bierbrauereien, Filzfabriken und selbst Schokoladenfabriken.

Im Schulbereich gibt es bedeutende Umwälzungen durch die Einführung der durch die preußische Regierung beschlossenen, allgemeinen Schulpflicht. Der Schulzwang erfolgt in Eupen erst in den Jahren 1838 bis 1845. Zu dieser Zeit bestanden in Eupen insgesamt 16 Schulen, einschließlich der Schule im Waisenhaus. In jeder der drei Eupener Sektionen muss eine öffentliche katholische Elementarschule eingerichtet werden. 1876 wird an der Neustraße die evangelische Schule errichtet.

In den letzten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts macht sich vor allem die Ausschmückung der Stadt durch Grünanlagen und Bepflanzungen aller Art unter der Anleitung von Bürgermeister Mooren bemerkbar. 1899 beginnt in den Lotenwiesen hinter der Neustraße die Kabelfabrikation durch die Familie Bourseaux. 1903 wird ein öffentlicher Schlachthof am Rotenberg errichtet. Eine elektrische Straßenbahnverbindung mit Aachen gibt es ab 1906, vier Jahre später wird das Netz zur Unterstadt ausgedehnt. Als Luftkurort hatte Eupen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs einen gewissen, aber bescheidenen Ruf, wenngleich das 1915 erbaute und 1920 zur Lungenheilanstalt für Studenten umfunktionierte Sanatorium der Grundstein für eine Aufwertung des Begriffs Kurort hätte werden können. 1935 wird der Bau der Wesertalsperre in Angriff genommen. In den dann folgenden Jahren wird eine beachtenswerte Sportinfrastruktur im Stadionbereich geschaffen. Nicht weit davon entfernt wird auch noch die Jugendherberge errichtet.

 Die nachfolgende Bilderreihe verdeutlicht die Besiedelung im Gebiet von Eupen. Im 10. Jahrhundert gibt es nur vereinzelte Höfe, darunter das Gut Looten. Im 13. und 15. Jahrhundert ist bereits der heutige Bergkapellenplatz besiedelt, im 17. Jahrhundert dehnt sich diese Besiedelung zur Haas hin aus. Im 18. und 19. Jahrhundert gestaltet sich dann das noch heute erkennbare Strassennetz.

 Luftaufnahmen von 1930, aus den 60er Jahren, nach dem Bau der Frankendelle und aus neuerer Zeit.

 Verschiedene Stadtpläne, vom 18. Jahrhundert bis 1980