77. Heiligennischen

Es war in früherer Zeit in Eupen Sitte, über den Hauseingängen eine kleine Nische einzubauen, in der eine Heiligenfigur Aufstellung fand. Dieses Zeichen christlichen Glaubens findet sich heute noch an manchem Eupener Haus. Es würde zu weit führen, sie alle zu nennen, denn solche Häuser stehen in den Ortsteilen Stockem und Nispert recht zahlreich, vereinzelt auch in den Straßen Bergstraße, Rotenberg, Hisselsgasse, Hufengasse, Kaperberg usw., also vor allem in den alten Vierteln der Stadt. Das Bergviertel dürfte wohl die größte Zahl an Heiligennischen aufweisen.
Die meisten Häuser mit einer solchen Nische stammen aus dem 18. Jahrhundert. Es ist jedoch zu bemerken, dass viele an der Stelle eines weit älteren Hauses errichtet wurden. Und man darf sagen, dass die Tradition der Heiligennischen älter ist als der Hausbau. Das heißt, die Nischen wurden beim Umbau des alten Hauses in den Neubau wieder eingesetzt.
Wann dieser fromme Brauch entstand, ist ungewiss. Am Hause Gemehret 25 zum Beispiel, einem der ältesten im ursprünglichen Zustand erhaltenen Häuser des Eupener Landes, befindet sich bereits die eingebaute Nische. Der Bau stammt, wie seine Türinschrift besagt, aus dem Jahre 1688.
Wie sehr auch noch in neuerer Zeit diese alte Tradition beachtet wurde, und beim völligen Um- bzw. Neubau eines alten Hauses die Nische vom früheren Hause wieder Aufstellung fand, zeigen einige Beispiele aus dem Bergviertel.