31. Die gute alte Tram

1901, in preußischer Zeit, wurde mit dem Bau der Kleinbahn (Straßenbahn-)Verbindung von Aachen nach Eupen über Köpfchen begonnen. Erst nachdem 1904 die finanziellen Mittel zum Bau des Eupener Netzes gesichert waren, konnte die Verlängerung durch den Aachener Wald ins Eupener Butterländchen in Angriff genommen werden. Diese wurde 1906 fertig gestellt und führte ab September 1910 auch bis zum Bellmerin. Die Wagen auf der Hauptstrecke Aachen-Eupen verkehrten alle 30 Minuten, und so war die eingleisige Strecke mit Ausweichen schon bei der kleinsten Verspätung überfordert, stauten sich doch die Wagen in den Ausweichen, und weitere Verspätungen waren die Folge.

Durch den Versailler Vertrag kam das preußische Gebiet Eupen-Malmedy 1919 ans Königreich Belgien und somit auch das Eupener Netz der AKG. 1923 übernahm die SNCV (dt. NKG) die Verwaltung. Im Anschluss an den deutschen Westfeldzug im Frühjahr 1940 kam Eupen wieder unter deutsche Verwaltung und die Hauptverwaltung der AKG in Aachen übernahm die Geschäftsführung ihres ehemaligen Eupener Netzes.

Die Linie 54 „Eupen Rathaus – Bellmerin“ führte über 2,6 km mit 3 Ausweichen und mit 11 Haltestellen. Wegen zu wenig Lichtraumprofil an einigen Häuserecken sowie zu engem Gleismittelabstand in den drei Ausweichen durfte nur 25 km/h gefahren werden. Aus Fahrzeug- und Strommangel wurde hier in den letzten Kriegsjahren nur noch im 40-Minuten-Takt mit einem Wagen gefahren.

Nachdem am 11. September 1944 amerikanische Truppen Eupen erreicht hatten, mussten die Eupener Linien ihren Betrieb einstellen. Erst im Mai 1945 wurden die Kleinbahnanlagen wieder der Verwaltung der NKG unterstellt. Allerdings waren Gleise, Bahnkörper und Oberleitungen durch die Kriegshandlungen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass es das ganze Jahr 1945 dauerte, bis der Kleinbahnverkehr wieder laufen konnte. Am 12. April 1953 wurde die Stadtstrecke der Tram nach Bellmerin auf Bus umgestellt.

32. Endlich war sie da: ...die „Tram“…

1906 kam die sehnlichst erwartete elektrische Straßenbahn nach Eupen, Aachen und Raeren in Betrieb. Ab 1910 rollte die Tram dann auch in den unteren Stadtteil. Benutzer dieses neuen Verkehrsmittels, ein Wunderwerk der damaligen Technik, waren größtenteils in den Morgen- und Abendstunden die Arbeiter, die zu den Betrieben nach Eupen und Aachen fuhren.

Wir können uns heute kaum noch vorstellen, was es für die damaligen Generationen bedeutete, als im Sommer 1906 die erste Straßenbahn zwischen Aachen und Eupen verkehrte. Für die arbeitende Bevölkerung der Dörfer war der Nutzen dieser Verbindung gar nicht abzusehen. Alle Wege mussten damals noch zu Fuß gemacht werden, wenn man von einem Dorf ins nächste wollte; tägliche Fußmärsche der Arbeiter zu den Arbeitsstätten waren an der Tagesordnung, Fußmärsche, vor denen wir heute zurückschrecken würden, waren damals eine Selbstverständlichkeit. Die Kleinbahn wurde denn auch, wenngleich es an Kritiken nach dem Abflauen der ersten Begeisterung nicht fehlte, mit Recht als eine große Verbesserung gewürdigt.

In den ersten Jahren kam es mitunter zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten beim Personentransport mit der Straßenbahn. Einmal war es Strommangel, ein anderes Mal war es der Mangel an Straßenbahnwagen, oder auch die „Tram“ war dermaßen überladen, dass in Steigungen an eine Weiterfahrt nicht gedacht werden konnte.

Trotzdem wurde der Ausbau des Straßenbahnnetzes durch die Stadt und zur Unterstadt geplant und schließlich auch ausgeführt. Bei der Planung für den Ausbau der Strecke in Eupen ab Aachener Straße bis Rathaus und ab Rathaus über Pavee- und Kirchstraße, Neustraße, Olengraben bis Bellmerin kam es immer wieder zu mitunter heftigen Auseinandersetzungen in der hiesigen Presse und in den Stadtratssitzungen. So schrieb man u.a.: „Schon die Anlage des Bahnkörpers dürfte große Schwierigkeiten bieten. Wir denken zunächst an die enge Passage im Olengraben, der tagsüber von vielen und schweren Fuhrwerken passiert wird, und in dem zwei Fuhrwerke kaum aneinander vorbei können. Eine Parallelstraße gibt es dort nicht, es sei denn, dass man eine herstellte und auf den Gedanken käme, nämlich die Bahn in Thebaten am Hause des Herrn Kropp vorbei mittels eines Viadukts zur Oestraße und von dort zur Haas zu leiten.“ Die Inbetriebnahme der Stadtbahn zum Bellmerin fand am 2. September 1910 statt.