62. Die Wappen an der Bergkapelle

Auf dem Höhenzug gelegen, der Ober- und Unterstadt voneinander scheidet, steht die Kapelle St. Johannes der Täufer auf dem Haasberg. Es handelt sich um ein einschiffiges Bauwerk aus Sandbruchstein mit drei Jochen. Im 19. Jahrhundert wurden neoromanische Anbauten getätigt, wie beispielsweise der heutige Haupteingang. Über diesem letzteren befinden sich zwei in das Mauerwerk eingelassene Wappensteine:

  • Schuyl von Walhorn: in Rot ein von je drei Amseln begleiteter Rechtbalken, alles golden.
  • von Berghe genannt Trips: von Silber, schwarz gegittert, und Rot je drei quergeteilt.

Es handelt sich um steinerne Andenken an die Eheleute Wilhelm Heinrich von Berghe genannt Trips und Franziska Arnoldine Schuyl von Walhorn (1682-1715), nachgelassene Tochter von Michael Heinrich (1638-1682), Herr von Gemmenich, und Anna Michaela von Budier. Es fällt sogleich auf, dass die Wappensteine in verwechselter Reihenfolge stehen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sie erst 1879 an diese Stelle gesetzt worden sind, als der Eingang zur Kapelle an diese Seite verlegt worden ist.

Wilhelm Heinrich von Berghe (1661-1736), seit 1699 Eigentümer von Schloss Crapoel bei Walhorn, war der Sohn von Adam Christoph, Herr von Noorbeek und Neerlinter, Drost von Herzogenrath. Sein Geschlecht entstammt im 12. Jahrhundert dem Ort Berg bei Terblijt in der Grafschaft Valkenburg (heutige Provinz Niederländisch-Limburg). Durch Heirat im 15. Jahrhundert mit der Erbtochter von Haus Trips bei Geilenkirchen gelangten die von Berghe in dessen Besitz und nannten sich fortan danach. Sie wurden 1829 in den preußischen Grafenstand erhoben.

Nach einem missglückten Versuch der Errichtung einer Kapelle an der Düvelscheid für die Bewohner des Haasviertels war 1712 der Beschluss gefasst worden, eine bereits bestehende, kleinere Kapelle auf dem Haasberg auszubauen. Hierzu wurde auch Baumaterial aus der Düvelscheid wiederverwendet. Mehrere begüterte Anwohner, so Mostert, Salm, Thimus und Müllender, spendeten für die Ausstattung der neuen Kapelle. Es ist davon auszugehen, dass auch die Eheleute Berghe-Schuyl Gelder zum Bau der Bergkapelle beigesteuert haben, weswegen ihre Wappensteine hier angebracht worden sind. Wilhelm Heinrich von Berghe hatte übrigens auch für Walhorn eine Schule gestiftet. Die Schuyl gelangten im 15. Jahrhundert durch Heirat in den Besitz der Herrschaft Vreuschemen zwischen Membach und Baelen. 1584 kaufte Arnold Schuyl, Rentmeister des Herzogtums Limburg, das Lehngut De Portz in Walhorn. Hermann Schuyl war 1598 Drost zu Walhorn sowie Forstmeister des Herzogtums Limburg. 1623 relevierte der zwischenzeitlich nach Brüssel verzogene Arnold Schuyl Schloss und Herrschaft Crapoel und ließ sich dort nieder. Im Jahre 1654 empfing Arnold Schuyl die Herrlichkeit Eupen-Stockem aus den Händen des Winand de Vischer, womit die Verbindung der Schuyl von Walhorn mit hiesiger Stadt hergestellt ward. Ein Zweig der Familie Schuyl von Walhorn verzog im beginnenden 17. Jahrhundert nach Herzogenbusch in Nordbrabant, wo ein prächtiger armorierter Grabstein in der dortigen Kathedrale noch stets bewundert werden kann. Nach dem Erlöschen des Geschlechtes in der holländischen Bürgermeisterfamilie Van der Does hat diese durch König Wilhelm I. der Niederlande 1827 die Erlaubnis erhalten, ihrem Namen das Wort „Schuyl“ voranzustellen. Somit wurde neben Kettenis und Eynatten noch ein weiterer uralter Geschlechtsname aus der limburgischen Bank Walhorn am Leben gehalten.


64. Wappen der Familie Roemer

Gegenüber der Bergkapelle, in Richtung der Bergstraße, befindet sich ein großes Haus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es ist gleichmäßig um fünf Achsen gegliedert und weist zwei Stockwerke auf, die durch ein hohes Satteldach überragt werden.

In der Blausteinfassung des Türrahmens finden wir die Eingangstüre überhöht durch ein Oberlicht, das durch ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter geschützt wird. Im oberen Teile des Türsturzes sind, neben den Anfangsbuchstaben der Namen der Erbauer, IRL (Johann Roemer-Leonards oder -Lamberts) und AMC (?), die heraldischen Möbel des Familienwappens Roemer eingemeißelt: drei Römer, aus dem mittleren ein Baum herauswachsend (abweichende Darstellungen sind bezeugt). Abgerundet wird die geschmackvolle Darstellung durch die Jahreszahl 1739 und seitlich jeweils einer Tulpengirlande.

Die Ahnenreihe der alteingesessenen Eupener Familie Roemer lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. So besaß Jost Roemer einen Teil der Herrschaft Stockem im Bereich der Hufengasse. Eine andere Sippe war im 16. Jahrhundert zwischen Gospert und Favrunbach ansässig. Die Roemer suchten schon zu jener Zeit ihre Gattinnen in begüterten Familien. Viele Eupener Bürgerhäuser wurden durch dieses Geschlecht errichtet. Ein Teil der Familienmitglieder trat zum reformierten Glauben über und manche haben Eupen für Aachen verlassen.

Ein Römer ist ein halb- bis dreiviertelkugeliges gläsernes Trinkgefäß auf einem Schaft mit flachem, breitem Fuß und Nuppen-, Spiral- oder Ringverzierungen. Er dient ausschließlich zum Trinken von Rhein- und Moselwein. Somit handelt es sich um ein sogenanntes redendes Wappen, das den Familiennamen bildlich darstellt. So tragen unverwandte Familien Roemer ebenfalls ein derartiges Trinkgefäß in ihrem Wappen.

Tatsächlich aber hat das Patronym (Nachname) einen anderen Ursprung. Es leitet sich vom niederländischen „roemen“ („sich rühmen“) ab. Zu der Zeit, als die Familiennamen sich herausbildeten, wird es wohl einen etwas prahlerischen Menschen gegeben haben, dem der Beiname „roemer“ beigelegt worden ist, der sich anschließend auf seine Nachkommenschaft übertragen hat. Verständlicherweise verweist man im Familienwappen lieber auf das Weinglas …