9. Zum Bergviertel gehört auch die KKG Berger Block, die in diesem Jahr den Eupener Karnevalsprinzen stellt. 1949 gegründet hat sie sich stets dem Bergviertel verbunden gefühlt, wie folgender Auszug aus der Zeitung „Der Block“ zeigt, die vor genau 30 Jahren veröffentlicht wurde.


13. Karnevals-Hochburg Bergviertel
Schon immer wussten es die Berger, ihre Feste zu feiern. Zu Karneval wurden in der Vergangenheit oftmals gemeinsame Motive ausgewählt, so dass sich das Viertel in Zigeuner- oder Indianerlager, Hafenviertel und vieles andere mehr verwandelte.
Unser Bilderbogen beginnt im Jahr 1930 vor dem Hintergrund der Bergkapelle. Auf der zweiten Aufnahme aus dem Jahr 1938 vor dem ehemaligen Schwesternheim erkennt man den Friseur und Büttenredner Leo Pauquet als Schneewittchen, umgeben von mehreren kleinen Zwergen.
Reges Fastnachtstreiben herrschte im Jahr 1949, dem Gründungsjahr des Berger Block, unweit der Bergkapelle. Mit Quetschbüll und Trommeln gab es hier stets eine tolle Karnevalsstimmung. Dafür sorgten Gruppen wie die auf dem dritten Bild. 1951 zog Prinz Erich I. (Pauquet) mit seinem Prinzenwagen den Blockweg hinunter. Es folgen Szenen aus dem Karneval im Bergviertel in den 50er, 60er und 70er Jahren bis hin zu den Prinzen Ludwig I. (Dohm) im Jahre 1975 und Hans III. (Wertz) 1981, die auch heute noch im Bergviertel aktiv sind.


63. Karneval im Bergviertel

Um 1850 ist erstmals von Karnevalsumzügen in Eupen die Rede. 1858 ist es der Handwerker-Gesangverein, der einen solchen Umzug organisiert. 1863 werden gleich mehrere Züge gemeldet: Die „Carnevals-Gesellschaft 11“, die in der Gastwirtschaft Börner (Auf‘m Berg) ihr Stammlokal hat, zieht vom Bergviertel aus mit einer „Wunder-Orgel“ durch die Stadt, während die „Carnevals-Gesellschaft aus der Sektion C77“, die im Gasthaus Carbin im Schilsweg tagt, mit wohllöblicher Kelmiser Musik von der Hütte aus über Wirth und Marktplatz zum Schilsweg zieht. Das Ganze wird zum Besten der Armen und der neuen Haas-Kirche veranstaltet. 1859 wird in den Unterlagen der Stadt Eupen bereits ein Gesangverein „vom Berge“ erwähnt. Dieser bemühte sich, „auf christlicher Grundlage gesellige Unterhaltung zu pflegen und den Volksgesang zu fördern“.

Am 30. Juni 1883 gründete sich an der Bergkapelle die „Société chorale en bloc“, die man durchweg als Vorläuferin des heutigen „Berger Block“ bezeichnen darf. „Société chorale“ verweist auf den Chor der Bergkapelle, dem der Verein vermutlich entstammt. Im Jahr 1884 lud sie mittels eines Gedichtes – unter dem Titel „Eupener Fasching 1884“ - alle Mitbürger zu einer Vorbesprechung ein, denn ihr Ziel war deutlich definiert: „Auf, Eupener Bürger! Auf lasst euch erregen, es gilt hier den Eupener Fasching zu pflegen! … Doch soll uns durchaus nichts von außen betören, wir wollen partout unsere eigene Jeckerei hören!“. In der „guten Stube der Witwe Wilhelm Strube“ auf der Neustraße entschloss man sich, einen eigenen Rosenmontagszug auf die Beine zu stellen, den ersten in Eupen nachweisbaren, der immerhin aus 24 Gruppen und Wagen bestand.

1886 führte der Zugweg von Thebaten (Ecke Neustraße/Olengraben) über Bergkapell- und Bergstraße hinunter zur Klötzerbahn und weiter durch die Gospert zum Wirth. Von dort die Schleife über Hook zum Rathaus, über Pavee- und Kirchstraße zur Neustraße, über Olengraben hinunter zur Haas, um im Schilsweg zu enden.

Gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts verliert sich die Spur des Vereins. Immerhin zogen im Zug von 1900 noch die ehemaligen „Blockberger“ als Gruppe mit. Vermutlich ist der Verein in der Karnevalsgesellschaft „Löstige Grömele“ aufgegangen, die viele Aktive aus dem Bergviertel zählte.

 

Zwischen den Kriegen herrscht der Straßenkarneval im Bergviertel

Auch in der Folgezeit erhielt der Oepener Fastoovend vom Berg starke Impulse. In den 30er Jahren beteiligten sich die Berger rege am Fastnachtstreiben in der Unterstadt: Das Viertel verwandelte sich nacheinander in ein Zigeunerlager, ein Hafenviertel, eine Mühle und in ein Bauerndorf.

1934 fand sich eine Gruppe von Anwohnern des Bergviertels zusammen, um im Schatten ihrer Johannes-Baptist-Kapelle eine Karnevalsfeier zu organisieren. Dem Neubeginn war ein großartiger Erfolg beschieden, doch zur Bildung einer offiziellen Gesellschaft kam es nicht.

1935 verwandelt sich die Unterstadt an Rosenmontag in ein großes Zigeunerlager: Wäsche wird über die Straßen gespannt. Es wird an offenen Feuern gekocht und kräftig gesungen. Der Straßenkarneval lodert förmlich auf.

1936 rief die Interessen-Gemeinschaft Unterstadt dazu auf, ihre Straßen und Wege mit Schiffen und Dampfern in eine „schwimmende Hafenanlage“ umzumodeln. Das Bergviertel beteiligte sich rege daran. Es wimmelt von schunkelnden Matrosen. Flaggen werden gehisst und Leuchttürme errichtet. Auf offener Straße werden Schiffstaufen gespendet und Schiffsbrüchige gerettet. Die Eindrücke dieser Tage fanden 1948 ihren Niederschlag in der Komposition „Et Wäserscheff“ aus der Feder von Leo Brossel und der Musik von Hans Reinertz.

Zu Karneval 1937 feierte man im Bergviertel zwischen prachtvoll ausgeschmückten Häusern eine prunkvolle Bauernhochzeit. Mitten im Streit zwischen oberstädter und unterstädter Karnevalisten passierte der Oberstädter Rosenmontagszug im Sinne guter Nachbarschaft das Bergviertel. Der Haasberg bleibt eine Grenze, die respektiert werden will: am Olengraben bauen die Unterstädter für alle sichtbar eine Barriere auf. Nach einer kurzen Schleife über Bergkapell- und Judenstraße trifft der Zug wohlbehalten im Wirth ein.

 

Die Gründung des Berger Block

Nach dem Kriege bildete sich am Berg eine Karnevalsgruppe, die 1947 am ersten improvisierten Umzug teilnahm. Daraus erwuchs die Idee, eine reguläre Karnevalsgesellschaft zu bilden. Am 11. August 1949 gründeten Hubert Ortmann, Franz Baumgarten, Heinrich Dohm, Hubert Körner, Rudolf Louis, Johann Ervens, Nikolaus Förster, Robert Clooth, Mathieu Mertens und Mathieu Becker aus dem „Berger-Block“ die KG „Berger-Block Eupen 1949“. Erster Präsident war Joseph Jacobi. Für den Rosenmontagszug bastelten sie an einer riesigen Mondrakete, die vom Prinzen Joseph II. feierlich enthüllt und mit Pferdegespannen durch die Stadt gezogen wurde. Mit ihrer ersten Kappensitzung hatten sie einen durchschlagenden Erfolg. Bis heute ist die Prunksitzung des Berger Blocks im Saale Bosten ein Leckerbissen für alteingesessene Fastoovendsjecke. Denn bei den Bergern legt man seit jeher Wert darauf, die Bütt nur mit eigenen Leuten zu bestücken. Bis heute ist der Berger Block so etwas wie die Seele des Bergviertels.

 

Ein Denkmal für den Karneval

1957 soll dem Karneval ein Denkmal gesetzt werden. Die vom Bildhauer Joseph Braun geschaffene Clownfigur soll laut Stadtratsbeschluss am oberen Rotenberg aufgestellt werden, dort sei die geographische Mitte zwischen Ober- und Unterstadt. Die Narren lehnen den Plan vehement ab und plädieren für einen Standort an der unteren Bergstraße.


118. Karneval 1939 und 1949

Diesmal blicken wir zurück auf die Karnevalsfeierlichkeiten vor 80 bzw. vor 70 Jahren. Der letzte Karneval vor den Kriegsjahren war gekennzeichnet von der "Zweiteilung" der Stadt Eupen in Ober- und Unterstadt. Das Jahr 1949 konnte einen überaus erfolgreichen Karneval verzeichnen und die Geburt der KG Berger Block.


167. Streiflichter aus der Karnevals-Chronik

 

Die Anfänge vor dem Ersten Weltkrieg
1884
Die im Vorjahr gegründete „Société chorale en bloque“ lud mittels eines Gedichtes – unter dem Titel „Eupener Fasching 1884“ - alle Mitbürger zu einer Vorbesprechung ein, denn ihr Ziel war deutlich definiert: „Auf, Eupener Bürger! Auf lasst euch erregen, es gilt hier den Eupener Fasching zu pflegen! … Doch soll uns durchaus nichts von außen bethören, wir wollen partout unsere eigene Jeckerei hören!“ In der guten Stube der Witwe Wilhelm Strube auf der Neustraße entschloss man sich, einen eigenen Rosenmontagszug auf die Beine zu stellen, den ersten in Eupen nachweisbaren, der immerhin aus 24 Wagen und Gruppen bestand. Die Stadt Eupen bewilligte einen einmaligen Zuschuss, verlangte aber, dass eventuell gesammelte Gelder in die Armenkasse flossen. Bewiesenermaßen soll es auch bereits einen „Herzog Friedrich“ gegeben haben.
1885
Am 11. Januar hatte die „Société“ erneut zu einer Versammlung geladen und am Rosenmontag, dem 16. Februar, zog erneut ein prächtiger, 34 Gruppen starker Zug durch Eupen.
1886
Im Vorfeld des Karnevals teilte die „Société chorale en bloc“ per Annonce mit, dass sie „im Betreff eines Zuges für Fastnacht leider beschließen müsse, „selbigen wegen der schlechten Zeitverhältnisse“ fallen zu lassen. Nach Aufruf der rührigen Geschäftswelt, die „wenigen Spargroschen nicht nach auswärts zu tragen“ lud „en bloc“ nochmals alle Interessenten für Sonntag, 14. Februar ins Vereinslokal auf der Neustraße ein, wobei schließlich ein 3. Rosenmontagszug beschlossen wurde und sich, neben den Gesellschaften ‚Gemütlichkeit‘ und ‚Eule‘, gleich 20 Gruppen anmeldeten. Zugordnung und Straßenverlauf für den 8. März (Rosenmontag) waren bekannt: von Thebaten (Ecke Neustraße/Olengraben) über Bergkapell- und Bergstraße hinunter zur Klötzerbahn und weiter durch die Gospert zum Wirth. Von dort die Schleife über Hook zum Rathaus, über Pavee- und Kirchstraße zur Neustraße, über Olengraben hinunter zur Haas, um im Schilsweg zu enden. Danach verliert sich die Spur der „Société chorale en bloc“, doch vermutlich hat sie als „Löstige Grömele“ zeitweilig überlebt.
1893
Besonders aktiv war die Faschingsgesellschaft „Eule“. Bei deren Sitzungen gab es erfolgreiche Auftritte der „Löstige Grömele“ vom Bergviertel.
1898
Nach 10 zuglosen Jahren organisierten die „Eulen“ gemeinsam mit den „Löstige Grömele“ wieder einen Karnevalszug. Hierbei trat erstmals die Karnevalsgesellschaft „Plong Plong“ als „Reisegruppe zum Jungfrauenmarkt“ an.

Zwischen den Kriegen
1930
Der katholische Jünglingsverein startete im Vereinslokal auf der Neustraße – im Beisein ST des Prinzen Karneval – einen großen humoristischen Festabend. Auch im erfolgsgekrönten Rosenmontagszug von 1930, der übrigens bei herrlichem Wetter von der Bergkapellstraße auszog und von etwa 18.000 – mit der Straßenbahn – angereisten Narren umjubelt wurde, erlebte der wirtschaftliche Aufschwung die „Ruhe vor dem Sturm“.
1938
Etwa in weiser Vorausahnung (auf den heutigen BRF am Kehrweg) spotteten damals die deutschfreundlichen „Nachrichten“, dass, wenn jemals in Eupen ein belgischer Radiosender entstehen sollte, dieser auf neutralem Boden im Bergviertel erbaut werden müsse. Diese Fopperei spielte sich anlässlich der Initiation des neubelgischen Senders „Welle 1211“ ab.
1939
Während durch Haas und Schilsweg einige Gruppen und Wagen zogen, formierte sich in der Oberstadt ein so genannter „Rumpfzug“. Die Interessen-Gemeinschaft Unterstadt erlaubte - „im Sinne guter Nachbarschaft“ - dem oberstädter Zug einen kurzen Abzweig über die Grenze des Bergviertels (Bergkapell- und Judenstraße), wobei die gewichtige „Unterstädter Hafenpolizei“ allerorts für die nötige Ordnung Sorge trug. Im Olengraben wurde allerdings noch demonstrativ eine Barriere seitens der Unterstädter aufgebaut.


Nach dem zweiten Weltkrieg
1949
20 Jahre vor der Mondlandung durch die Amerikaner wird am 27. Februar 1949 an der Bergkapelle die Mondrakete durch seine Tollität Prinz Joseph II. Zum Auftakt des Karnevalstreibens feierlich getauft (siehe Abb. unten). Der Rosenmontagszug nimmt Aufstellung von den Looten (Bergstraße) über die Bergkapellstraße bis Thebaten (Waisenhaus Rotenberg).
Am 11. August 1949 gründeten Hubert Ortmann, Franz Baumgarten, Heinrich Dohm, Hubert Körner, Rudolf Louis, Johann Ervens, Nikolaus Förster, Robert Clooth, Mathieu Mertens und Mathieu Becker aus dem „Berger-Block“, die KG „Berger Block Eupen 1949“.
1955
Am Karnevalssamstag wurde die neue Wirtschaft „Rolandseck“ (Ecke Berg- und Neustraße) eröffnet. Der Rosenmontagszug lockte ungeahnte Massen nach Eupen, die „live“ dem ersten Prinzen der KG „Berger-Block“ zujubeln wollten, denn Hans I. (Broichhausen) und seine entzückenden Pagen wussten sich gezielt in Szene zu setzen. Das belgische „RTB-Fernsehen“ sendete erstmals einen Beitrag über den Eupener Umzug. Der Vorschlag der KG „Eulenspiegel“ an die Stadt Eupen, dem Karneval – in Form einer Clown-Figur – ein Denkmal zu setzen, erhielt eine Abfuhr mit der Begründung: „kein Interesse“.
1956
Die Eulenspiegel drängten nunmehr das AK, die bereits gegossene Figur eines Clowns von Prix-de-Rome-Preisträger Joseph Braun anzukaufen und sie der – anfänglich desinteressierten – Stadt zu schenken. Karneval war und ist eine teuere Angelegenheit, was die Gesellschaften dazu bewegte, neue Einnahmequellen zu entdecken. So auch die KG „Berger-Block“, die erstmals einen bunten Variete-Abend veranstaltete.
1957
Das AK unter Joseph Scheen hatte die Errichtung eines Clown-Denkmals selbst in Händen genommen und erhielt dann auch – nach vielen vorangegangenen Absagen – endlich am 6. August die schriftliche Zusage der Stadt, die sich bereit erklärte, „einen passenden Sockel und ein angemessenes Blumenbeet am – vom AK – gewünschten Standort, d.h. in der unteren Bergstraße (und nicht am oberen Rotenberg, wie von der Stadt vorgesehen) anbringen zu lassen und die spätere Übernahme des Denkmals zu gewährleisten“. Zu dieser widerwilligen Zusage kam es jedoch nur, nachdem das AK – dank finanzieller Unterstützung des Vervierser Industriellen Schirvel – eine Lösung präsentieren konnte, „welche die öffentlichen Finanzen in keiner Weise belastete“. Bei der KG „Berger-Block“ gründete sich eine Ballettgruppe, die in den folgenden Jahren viele Erfolge einheimsen sollte.
1958
Am 14. Juni wurde der „Clown“ von einer schier unübersehbaren Narrenmenge bejubelt und von Bürgermeister Hugo Zimmermann eingeweiht.
1967
Der KG „Berger-Block“ gelang es doch tatsächlich, Heinz Schenk mit seinem allseits beliebten Blauen Bock nach Eupen zu holen, wobei im Saal Bosten so richtige „Bembel“-Stimmung aufkam.
1968
Der bunte Abend des „Berger-Block“ zeigte erste Verschleißerscheinungen und somit organisierte die Gesellschaft erstmals ein Sommerfest in den Anlagen des „Jägerhofs“.
1969
Gewaltige Schneemassen verhinderten den Auszug des Rosenmontagszuges am 17. Februar. „Berger-Block“-Prinz Albert I. (Heyman) und seine Untertanen mussten sich bis Laetare am 16. März vertrösten lassen.
1970
Nach fester Etablierung des „Blocker“ Sommerfestes, stellte die „Berger“-Gesellschaft ihren, seit 1956 durchgeführten Variété-Abend ein.
1976
Am 17. Februar wird Marcel Bauer‘s Film „Oepe Alaaf – Eine Stadt im Karneval“ im Jünglingshaus welturaufgeführt. Der Zuschauerzuspruch war dermaßen groß, dass es spontan zu einer zweiten Vorstellung um Mitternacht kam, die ihrerseits auch wieder total ausverkauft war.
1980
Die Schlüsselrückgabe am Dienstag wird von Kettenis wieder nach Eupen ins Café „Zum Sportzentrum“ an der Judenstraße verlegt.
1985
Auf Initiative der KG „Berger-Block“ fand erstmals eine Damensitzung in Eupen statt, wobei der Besuch der Damenwelt jedoch noch sehr zögerlich verlief.


169. Karneval in der Zwischenkriegszeit

Eine der intensivsten Phasen des Karnevalstreibens im Viertel von Berg und Haas dürfte wohl die Zeit zwischen den beiden großen Kriegen des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein. Kreativität und Gemeinschaftssinn drückten sich in der Wahl von gemeinsamen Motiven aus, die alle Anwohner umzusetzen versuchten. Kostüme, Wagen und Dekoration des Viertels verwandelten das Viertel in eine wahre Theaterbühne für das närrische Treiben...


173. Standortfrage um den Eupener Clown

Mittfasten 1956 gab es eine breite Diskussion um den möglichen Standort eines (künftigen ) Eupener Wahrzeichens. Für den Clown, entworfen von dem Bildhauer Joseph Braun, suchte man nach einem passenden und symbolträchtigen Ort. Dabei stand vor allem das Eupener Bergviertel zur Diskussion. Schließlich hat er ja dann auch seinen Platz am Fuße des Bergs gefunden...


220. Der Pocken-Karneval von 1962

Quarantänestationen, Isolierstationen, Pockenepidemie, Schutzimpfungen, Verdachtsfälle: Zu Beginn des Jahres 1962 überschlugen sich die Ereignisse im Eupener und Aachener Raum. Eine Pockenwelle hatte die Gebiete entlang der belgisch-deutschen Grenze erreicht. Begriffe, die uns in den heutigen Tagen nicht mehr fremd erscheinen.

Täglich berichtete die Presse zwischen Februar und Anfang April 1962 über die aktuelle Lage im Pockengebiet. Auf Veranlassung der nationalen Gesundheitsinspektion hatte der Bezirkskommissar von Verviers Henri Hoen eine Verordnung erlassen, die jegliche Veranstaltungen und Treffen in der Öffentlichkeit untersagten.

Ein Monteur der Junker-Werke in Lammersdorf hatte sich bei einem Auslandsaufenthalt in Indien infiziert. Da er nach seiner Rückkehr am 2. Februar 1962 im unmittelbaren Umfeld seiner Familie und Bekanntenkreis verschiedene Kontakte hatte, verbreitete sich die Pockenkrankheit rasch über die Kreisgrenze hinweg bis ins Rheinland und Kohlenrevier. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte kurzerhand Aachen und den Kreis Monschau zum Infektionsgebiet.

Für Reisen nach Belgien brauchte man fortan einen Impfausweis. Doch so einfach war die Regelung dann doch nicht. Viren halten bekanntlich nicht an der Grenze. Dies zum Anlass, untersagten die Verantwortlichen im Gesundheits- und Verwaltungswesen des Bezirkes Verviers der hiesigen Bevölkerung die Durchführung sämtlicher Veranstaltungen und Kinovorstellungen. Die Gefahr der Verbreitung der Pocken, die durch die Ansammlung großer Menschenmassen gegeben sei, wäre zu groß. Zum Opfer fielen sämtliche Sportspiele, die Kinobesuche und – schmerzlich für tausende Jecken – die öffentlichen Karnevalsveranstaltungen an den drei tollen Tagen.

Offiziell untersagt waren: Umzüge aller Art, Bälle, der Zugang zu Schauspiel- und Lichtspielhäusern sowie Schwimmbädern, Wallfahrten, Volksversammlungen jeglicher Art und jede andere Form von Kundgebung, wodurch große Menschenversammlungen an öffentlichen Orten oder solchen, die dem Publikum zugänglich sind, verursacht werden. Ein harter Schlag für das gesellschaftliche Leben in unserer Region. Die Fußballspiele auf Bezirksebene wurden auf Beschluss des Lütticher Provinzialkomitees abgesagt. Das Sportkomitee in Brüssel traf die gleiche Entscheidung für das Spiel CS Verviers – Berchem. Von dem Verbot waren jedoch Schulen, Fabriken, Kirchen und Wirtschaften ausgeschlossen. In den Kirchen durften aber nur die üblichen Gottesdienste abgehalten werden. Die Wirtschaften, Gaststätten und Kneipen konnten ihren gewohnten Betrieb weiterführen und da wo eine Juke-Box stand, war Tanz und Schunkeln verboten. Die Art der Auslegung der Verbote waren weitgehend den örtlichen Polizei- und Gendarmeriebehörden überlassen.

Auch für den Personengrenzverkehr gab es Einschränkungen und Anordnungen. So mussten jene Personen einen Impfschein vorlegen, die ins benachbarte Gebiet einreisen wollten. Deutsche Staatsbürger aus den betroffenen Landkreisen mussten in Ermangelung des Impfnachweises beim Grenzübertritt sich sofort impfen lassen. Zugreisende nach Deutschland unterzogen sich der Prozedur entweder im Bahnhof von Lüttich oder Verviers. Dagegen müssen Bewohner der Kantone Eupen, Malmedy und St. Vith sowie der Grenzgemeinden des Kantons Aubel für Reisen nach Deutschland einen Impfschein vorbringen, der mindestens 14 Tage und höchstens ein Jahr alt ist. Im Übrigen erinnern die Behörden daran, dass man vorerst auf Reisen in die Grenzgebiete verzichten bzw. diese einschränken sollte. Ansonsten mache es keinen Sinn, Verordnungen mit entsprechenden Verboten zu erlassen.

Was sich zwar unter der Karnevalswoche andeutete, traf die Karnevalisten völlig unvorbereitet: Sämtliche Tanzbälle und Umzüge im gesamten Bezirk Verviers mussten abgesagt werden, jede Menschenansammlung war untersagt, Kontakte und Berührungen sind zu unterlassen: An Karneval durfte nur noch gehopst werden. Davon betroffen waren auch die Umzüge zu Mittfasten in Welkenraedt und Stavelot. Die finanziellen Auswirkungen waren nicht abzusehen, da diese Maßnahme erst kurz vor den närrischen Tagen in Kraft trat und bereits alle Vorbereitungen in den Kneipen und Sälen abgeschlossen waren. Jede Verwaltungseinheit musste alle unbedingt erforderlichen Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen, um eine mögliche Ausbreitung der in Deutschland festgestellten Pockenerkrankung zu verhindern. Nachdem die ersten offiziellen Mitteilungen des Verbotes ausgehängt waren, wurden innerhalb kürzester Zeit die Karnevalisten aktiv und schickten die ersten Protesttelegramme nach Brüssel, Lüttich und Verviers. Vergebens. Die Verordnung war mit der Veröffentlichung rechtskräftig.

Zwar sahen sich die politischen Vertreter zu einer Klarstellung veranlasst, doch behielt Recht und Ordnung die Oberhand: der nichtorganisierte Karneval sei nach wie vor erlaubt, doch hätten alle Veranstalter Sorge zu tragen, Menschenansammlungen zu unterlassen bzw. zu verbieten. Übertretungen werden mit Gefängnisstrafen und einer Geldbuße geahndet. Zwar hatten der Bezirkskommissar und die lokalen Behörden versucht, die harten Maßnahmen noch abzuwenden, doch da kam die Meldung über neue Verdachtsfälle in dem Lammersdorfer Betrieb. Letztere hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Entscheidung der Gesundheitsbehörden. An Weiberfastnacht und an den darauffolgenden offiziellen närrischen Tagen wurden trotzdem ausgiebig gefeiert. Das Karnevalskostüm unterlagt keiner offiziellen Vorschrift. Die Narren zog es zahlreich in die Kneipen und Wirtschaften. Nur auf die Tanzfläche durften sie ab freitags nicht mehr. Um dies zu verhindern, wurden Stuhlbarrikaden aufgebaut, um dem Verbot Genüge zu leisten. Maskentreiben in seiner ursprünglichsten Form. Keine Körperkontakte, nur Springen und Hopsen.

Der Schnee kam am Rosenmontag in unerwarteter Weise den Gesundheitsbehörden und der Staatsanwaltschaft zur Hilfe. Doch auch davon ließ sich ein echter Karnevalist nicht beeindrucken. Und so findet der Pockenkarneval seinen Platz in den hiesigen Chroniken und Schriften. Die Verbote wurden am 3. April 1962 wieder aufgehoben, der Impfscheinzwang am 17. April 1962. Kreis und Region kehrten im Laufe der darauffolgenden Tagen zur Normalität zurück. Lediglich die Aufarbeitung der Schuldfrage auf deutscher Seite dauerte länger. Und verschiedene Ortschaften holten die ausgefallenen Rosenmontagsumzüge nach. Die Pockenerkrankung jedoch forderte in anderen Staaten weiter zahlreiche Kranken und Toten.

„Es waren in jeder Hinsicht tolle Tage!“ schrieb das GrenzEcho zum Abschluss dieses Karnevals. Denen, die dabei waren, hat er sich so eingeprägt, dass wir heute noch von ihnen hören: „Der Pockenkarneval, das war der schönste Karneval, den wir je gehabt haben!“…

...und so sah der Karneval im  Bergviertel in den 60er Jahren normalerweise aus :


254. Rosenmontag im Jahre 1885

1885 wurde durch die „Société chorale en bloque“ im Eupener Bergviertel der zweite Eupener Rosenmontagszug geplant. Das Grenz-Echo warf genau 100 Jahre später einen umfassenden Blick zurück, auf die Ereignisse der damaligen Zeit...


255. Karneval Anno 1914

Im Jahr 1914 nahm der Rosenmontagszug Aufstellung auf der Neustraße, um anschließend über Bergkapellstraße und Bergstraße zum Rathaus zu ziehen. Von der Oberstadt ging es über Neustraße und Olengraben in die Unterstadt und von dort nochmals zurück in die Oberstadt. Also wurde das Bergviertel gleich dreimal durchquert...


266. Karnevalssplitter

In diesen Tagen wird nach zwei Jahren mit starken Beeinträchtigungen durch die Coronapandemie der Karneval in Sälen und auf den Straßen wieder Einzug halten, auch im Bergviertel. Dass sich schon in früheren Zeiten oftmals die Frage nach dem Zustand und der Zukunft des Karenvalstreibens stellte, zeigt folgender Artikel...


278. Die ersten Rosenmontagszüge in Eupen

1884 fällt der Startschuss für den „organisierten Karneval“ in Eupen. Zum ersten Mal zieht am Rosenmontag ein recht imposanter Fastnachtszug, an dem sich mehrere Vereine beteiligen, durch Eupens Straßen. Den Anstoß dazu liefert die „Société chorale en bloc“, eine Gesellschaft, die man am 30. Juni 1883 an der Bergkapelle aus der Taufe gehoben hatte. Man darf diesen Verein getrost als Vorläufer der späteren Gesellschaft „Berger Block“ bezeichnen. In den Akten der Stadt Eupen wird bereits um 1859 ein Gesangsverein „vom Berge“ erwähnt, aus dem er vermutlich hervorgegangen ist. Dieser gab als seinen Zweck an, „auf christlicher Grundlage gesellige Unterhaltung zu pflegen und den Volksgesang zu fördern“. Äußerlich ging es demnach sehr bieder und adrett zu. In den Satzungen des Vereins heißt es: „An jedem Samstag ist Vereinsabend mit belehrenden und unterhaltenden Vorträgen und dem Gesang von Volksliedern. Gediegene Zeitschriften werden im Gesellschaftslokale offengelegt. Politik ist ausgeschlossen. Hasardspiele untersagt. Das Vereinslokal befindet sich im Jünglingshaus.“

Pünktlich zum Fasching 1884 lädt der neu gegründete Verein „in die gute Stube der Witwe Wilhelm Strube“ ein. Das Ziel scheint klar: „Es soll uns nichts von außen bethören – Wir wollen partout unsere eigene Jeckerei hören!“ Im Jahr zuvor waren nämlich am Eupener Bahnhofsschalter eine „riesige Zahl an Billets“ nach Aachen gelöst worden.

Unter Federfühung der „Blocker“ formieren sich am Rosenmontag 1884 24 Gruppen. Die Stadt Eupen bewilligt dem Zug einen „einmaligen“ Zuschuss, verlangt aber, dass die am Straßenrand gesammelten Gelder in die Armenkasse flossen. Der Erlös belief sich 1884 auf 371,93 Reichsmark, eine ansehnliche Summe, die der Verschönerungsverein „zur Beschäftigung brotloser Arbeiter“ verwandte.

Auch im Jahr 1885 stellt die Gesellschaft einen Zug auf die Beine. „Der gestrige Karnevalszug“, berichtete das Korrespondenzblatt auf elf Zeilen, „welcher sich reichhaltiger als der vorige gestaltete, verdiente mit Rücksicht darauf, dass an demselben nicht nur wie gewöhnlich nur die arbeitenden Klassen teilnehmen, volle Anerkennung. Außer einem bedeutenden Zuschuss für den Verschönerungsverein wurde wenigstens das erzielt, dass bei weitem nicht die große Menge wie in den letzten Jahren, in Nachbarstädten ihr Vergnügen suchte“.

Im Vorfeld des Karnevals von 1886 stellen sich Zweifel ein, ob der Zug neuerlich ausziehen wird. Die „Société chorale en bloc“ teilt per Annonce mit, dass sie „in betreff eines Zuges für Fastnacht“ leider beschließen müsse, „selbigen wegen der schlechten Zeitverhältnisse“ fallen zu lassen. Man bittet die Bürgerschaft Eupens, ihr für bessere Zeiten gewogen zu bleiben. Die Absage ruft rührige Geschäftsleute auf den Plan, die sich dafür aussprechen, „die Bewohner unserer Stadt davon abzuhalten, die wenigen Spargroschen zur Fastnacht nach außen zu tragen“. Der Aufruf hat offenbar Erfolg. Denn der „Block“ lädt nochmal alle Interessenten für Sonntag, den 14. Februar, ins Vereinslokal auf der Neustraße ein. Dort wird der Zug schließlich beschlossen: 20 Gruppen melden sich an.

Die Zugordnung und der Straßenverlauf sind bekannt: Es geht von der Ecke Neustraße (Thebaten) über Bergkapell- und Bergstraße hinunter zur Klötzerbahn, von dort durch Gospert zum Wirth. Am unteren Kaperberg macht der Zug eine Schleife, zieht über den Hook zum Rathaus, von dort über Pavee- und Kirchstraße zur Neustraße, über den Olengraben hinunter zur Haas, um im Schilsweg zu enden. „An verschiedenen Stellen“, heißt es in einer Ankündigung, „wird der Zug behufs einiger Scenen Halt machen.“

Die Eupener Zeitung wird dennoch am 10. März 1886 feststellen, dass der „in letzter Stunde inscenierte öffentliche Fastnachtszug“ sein eigentliches Ziel verfehlt habe, „denn der Zug der Eupener nach Aachen glich in diesem Jahr einer wahren Heiligtumsfahrt“.

Jahrzehnte später noch schwärmen alte Eupener von den ersten beiden Umzügen. Dass der Fastnachtszug beim dritten Anlauf scheiterte, schien logisch: „Dat wor en Botz di te gru‘t wor – Das war eine Hose, die zu groß war“ wurde das Ereignis in der unverwechselbaren Webersprache kommentiert.

 Zu den ältesten Bildern des Eupener Karnevals gehören folgende Aufnahmen aus den Jahren 1914 und 1930 :