90. Hisselsgasse
Unsere Vorfahren sprachen immer von „ä gen Gatz“, wenn sie die Hisselsgasse meinten, und in ihrem unverfälschten „Oüpener Platt“ gaben sie mit „ä gen Gatz“ unbewusst wieder, was auch schon die Niederschriften aus dem 15. Jahrhundert schrieben. Im Walhorner Gudungsbuch von 1460 finden wir bereits einen „Lennert Hiesel van Oupen (Eupen)“; dann lesen wir 1584 im „Stockem Latbuch“ von einem „Lennart Hiessel“, wohnhaft „in de Gatze tzo Eupen“, und schließlich nennt uns 1596 das „Frambach-Laetbuch“ die „Güter des alden Hiesel in de gatze zu Eupen“. Es müssen bedeutende Güter und Ländereien der Familie Hiesel gewesen sein, denn schon im Jahre 1645 ist die Gasse nach ihnen benannt und das Grundbuch schreibt „Hieselsgatze“, woraus dann in späterer Zeit „Hisselsgasse“ geworden ist. Bedeutende Eupener Bürgergeschlechter des 17. und 18. Jahrhunderts, wie z.B. die „Römer, Ponssen und Peltzer“ waren mit der Familie Hiesel verwandt oder verschwägert.
Wohl jedes der alten Häuschen an der ansteigenden Hisselsgasse könnte von treuem Fleiß und schwerem Ringen um das tägliche Brot Alteupener Handwerker erzählen, denn es sind fast ausschließlich Weberhäuschen. Um die Zeit, als am Werth und in der Gospertstraße die stolzen Bauten der Kaufherren und Wollhändler entstanden, hatten die Heimweber und die ihnen verwandten Berufe der Scherer, Wäscher und Walker, deren ärmliche Behausungen an den hinteren Gassen und Wegen lagen, oft unter bittersten Notständen zu leiden. Man sieht es den winzigen Fenstern heute noch an, dass den Menschen, die einst hinter ihren vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht um geringen Lohn surrenden Webstühlen schafften, ein gerüttelt Maß Mühseligkeit und Beladenheit des Lebens zuerteilt war.