28. Die Dreifaltigkeitsprozession zum Kapellchen im Laschet

Das schön gelegene und von einer stets gepflegten Anlage umgebene Kapellchen am Lascheterweg wurde 1907 erbaut und ersetzte den kleinen verputzten Bruchsteinbau von 1694. Im Keilstein der rundbogigen Tür erkennt man beide Baudaten. „Et Laascheter Kapellje“ ist der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht, woran die Dreifaltigkeitsgruppe in seinem betont einfachen Innern erinnert.

Im 19. Jh. war dort mit dem Dreifaltigkeitsfest ein kleiner Jahrmarkt verbunden, bei dem die Verkäufer von Obst- und Zuckerwaren hauptsächlich auf Kundschaft der Jugend spekulierten. Dadurch wurde aber mehr oder weniger die Andacht, die wegen der Raumbeschränkung der Kapelle im Freien gepflegt werden musste, beeinträchtigt. Die Einführung verpflichtender Sonntagsruhe scheint diesen Jahrmarkt aufgehoben zu haben, dessen man sich heute nicht mehr erinnert; nur in alten Zeitungen aus der Zeit findet man ab und zu darüber eine Notiz:

Die idyllisch schön gelegene und zur Sommerzeit viel besuchte Dreifaltigkeitskapelle, gewöhnlich „Et laascheter Kapellje“ genannt, hatte auch am vorigen Sonntag eine große Anzahl von Verehrern der allerheiligsten Dreifaltigkeit angezogen. Vor Jahren war dort mit diesem Feste ein kleiner Jahrmarkt verbunden, wobei die Verkäufer von Zucker- und Obstwaren es hauptsächlich auf die Gunst der Jugend abgesehen hatten. Dadurch wurde aber mehr oder weniger die Andacht, welche wegen der Beschränkung des Raumes der Kapelle im Freien gepflegt werden musste, beeinträchtigt. Die Einführung der Sonntagsfeier, die anfangs strenger noch als nachher gehandhabt wurde, scheint diesen Jahrmarkt aufgehoben zu haben, dessen man sich heute kaum noch zu erinnern weiß.

 

Der alte Bau

In der Pfarrgeschichte von Rektor Heinen steht ein kurzer Bericht über das alte Kapellchen: „Das Lascheter Kapellchen hat die Form eines gewöhnlichen Häuschens, doch sind die Seitenmauern nebst Bedachung nach vorn weiter durchgeführt, um den vor der Tür knieenden Betern Schutz gegen die Unbilden Der Witterung zu gewähren. Nur von der Vorderseite dringt einiges Licht in die Kapelle. Nach der Inschrift am Schlussstein der Türwölbung (M. 1694. K) ist sie vor 200 Jahren gebaut worden. Wer der Erbauer gewesen ist, ist wohl kaum zu ermitteln; es liegt die Vermutung nahe, dass ein Mees Kr… (zwei entsprechende Familiennamen finden sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts) die Kapelle hat errichten lassen. Zur französischen Zeit soll sich in derselben nur eine Altartreppe befunden haben. Bis zum Jahre 1891 war sie mit einem Altaraufsatz ausgestattet, der eine sehr unvollkommene Nachbildung des Hochaltars in der Pfarrkirche war; derselbe ist durch einen anderen ersetzt worden, welcher vorher um Fronleichnam auf dem Markte Verwendung fand.

Eine schöne Dreifaltigkeitsgruppe ist 1893 in der Nische des Altars aufgestellt worden; auch sonst haben gutgesinnte Personen es sich angelegen sein lassen, den Altar mit angemessenem Schmuck auszustatten.“

Auch über das Äußere des kleinen Kapellchens und seiner nächsten Umgebung weiß Rektor Heinen recht anschaulich zu berichten und fährt fort: „Die Kapelle steht unter der Verwaltung des Kirchenvorstandes. Dieser hat die Kapelle im Inneren und Äußeren vor kurzem tünchen lassen, so dass dieselbe nunmehr sich sauber und gefälliger ausnimmt, als dies in früheren Jahren der Fall war. Die geringen Opfergaben, welche sich vielleicht im Opferstock vorfanden, haben vor einigen Jahren freche Diebe veranlasst, wiederholt die Türe zu erbrechen. Umgeben ist die Kapelle von fünf Lindenbäumen, welche vor etwa 50 Jahren zum Ersatz der niedergelegten zwei alten mächtigen Linden gepflanzt worden sind. Am Weg ist ein Kreuz errichtet; zur Seite desselben sind noch zwei Bäume gepflanzt worden.

 

Dreifaltigkeitsprozession

Am Dreifaltigkeitssonntag finden sich viele Eupener nach altem Brauch an der alsdann geöffneten Kapelle ein, um ihre Andacht zu verrichten. Seit den 50er Jahren zieht an diesem Tag in der Frühe bekanntlich eine Prozession von der Bergkapelle aus dorthin; dieselbe wurde auf Anregung von zwei Dachdeckern eingeführt.“

 

Abbruch und Neubau

Im Juli des Jahres 1907 wurde mit dem Abbau des alten Kapellchens begonnen. In der Nähe des Bauplatzes errichtete man eine Notkapelle, die aber nur so groß war, dass man die schöne Dreifaltigkeitsgruppe darin unterbringen konnte. „Obgleich der Opferkasten fehlt, lagen schon einige Geldstücke vor dem Bilde, was beweist, dass der Opfergeist hier keine Schranken kennt. Nur lässt die Spitze des Notbehelfs zu wünschen übrig, indem es doch ein leichtes wäre, etwas Passenderes dort anzubringen. Jedes religiöse Zeichen an noch so einsamer Stelle ist ein Fingerzeig nach oben und geeignet, heilsame Gedanken in dem Wanderer hervorzurufen.“ Dieser Auszug aus dem Lokalteil der „Eupener Bürger-Zeitung“ des Jahres 1907 beweist, dass der Neubau im Laschet im Mittelpunkt des Interesses der Bevölkerung stand.