4. Zur Zeit der französischen Besetzung gegen Ende des 18. Jahrhunderts war der Gebrauch der Bergkapelle kurzzeitig verboten. Und während der Rundstedt-Offensive im Winter 1944 entging die Bergkapelle nur knapp einem Bombenabwurf, der die Straßenkreuzung auf Höhe des heutigen Kreuzverkehrs traf. Mehr dazu im untenstehenden Artikel, der auch die älteste bekannte Abbildung der Bergkapelle enthält (das Bild haben wir in besserer Qualität nochmals separat beigefügt).


5. 200 Jahre Bergkapelle

Es ist noch nicht so lange her, da feierte das Bergviertel den 300. Jahrestag der Weihe der Bergkapelle. Sicher werden sich noch viele an die Feierlichkeiten und das damit verbunden Festjahr erinnern! Doch wie sah dies beim 200jährigen Bestehen der Bergkapelle aus? Aufschluss darüber und über die (bauliche) Entwicklung der Kapelle im 18. und 19. Jahrhundert gibt der Artikel hier unten; dazu einige historische Fotografien aus der Geschichte der Kapelle. Übrigens: durch Anklicken lassen sich der Artikel und die Bilder vergrößern.


18. Ende 2012 feierte die Bergkapelle ihr 300jähriges Bestehen, und ein ganzes Viertel feierte mit. Die Ostbelgien-Ausgabe der Aachener Kirchenzeitung berichtete damals ausführlich über das Jubiläum und die damit verbundenen Planungen. Doch Geschichte schreibt sich ständig fort. So wird am Montag, dem 3. April 2017 zum ersten Mal die Communauté von Taizé in der Bergkapelle zu Gast sein, wenn von dort aus der Pilgerweg des Vertrauens quer durch die drei Gemeinschaften unseres Landes starten wird, der mit einem großen Taizé-Treffen in Brüssel seinen Abschluss findet...



30. Zum Fest Johannes der Täufer: Aus der Geschichte der Bergkapelle

Der Festtag des Hl. Johannes des Täufers am 24. Juni soll uns Anlass sein, nochmals in die Geschichte der Bergkapelle zurück zu schauen. Wir tun dies mit einem Artikel von Leo Kever aus dem Alt-Eupener Bilderbogen XIX aus dem Jahr 1987, als die Bergkapelle auf eine 275jährige Geschichte zurück blicken konnte.


36. Die Kreuzigungsgruppe an der Bergkapelle

Eine der bedeutendsten Kreuzanlagen der Stadt Eupen befindet sich seit mehr als 130 Jahren an der dem Haasberg zugewandten Außenseite der Bergkapelle. Dazu hier unten ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1969 sowie der entsprechende Abschnitt aus dem Buch "Eupen - Eine Stadt im Zeichen des Kreuzes" von Gottfried Loup.


54. 300 Jahre Eupener Bergkapelle


55. Notizen zum Jubiläum der Bergkapelle


62. Die Wappen an der Bergkapelle

Auf dem Höhenzug gelegen, der Ober- und Unterstadt voneinander scheidet, steht die Kapelle St. Johannes der Täufer auf dem Haasberg. Es handelt sich um ein einschiffiges Bauwerk aus Sandbruchstein mit drei Jochen. Im 19. Jahrhundert wurden neoromanische Anbauten getätigt, wie beispielsweise der heutige Haupteingang. Über diesem letzteren befinden sich zwei in das Mauerwerk eingelassene Wappensteine:

  • Schuyl von Walhorn: in Rot ein von je drei Amseln begleiteter Rechtbalken, alles golden.
  • von Berghe genannt Trips: von Silber, schwarz gegittert, und Rot je drei quergeteilt.

Es handelt sich um steinerne Andenken an die Eheleute Wilhelm Heinrich von Berghe genannt Trips und Franziska Arnoldine Schuyl von Walhorn (1682-1715), nachgelassene Tochter von Michael Heinrich (1638-1682), Herr von Gemmenich, und Anna Michaela von Budier. Es fällt sogleich auf, dass die Wappensteine in verwechselter Reihenfolge stehen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sie erst 1879 an diese Stelle gesetzt worden sind, als der Eingang zur Kapelle an diese Seite verlegt worden ist.

Wilhelm Heinrich von Berghe (1661-1736), seit 1699 Eigentümer von Schloss Crapoel bei Walhorn, war der Sohn von Adam Christoph, Herr von Noorbeek und Neerlinter, Drost von Herzogenrath. Sein Geschlecht entstammt im 12. Jahrhundert dem Ort Berg bei Terblijt in der Grafschaft Valkenburg (heutige Provinz Niederländisch-Limburg). Durch Heirat im 15. Jahrhundert mit der Erbtochter von Haus Trips bei Geilenkirchen gelangten die von Berghe in dessen Besitz und nannten sich fortan danach. Sie wurden 1829 in den preußischen Grafenstand erhoben.

Nach einem missglückten Versuch der Errichtung einer Kapelle an der Düvelscheid für die Bewohner des Haasviertels war 1712 der Beschluss gefasst worden, eine bereits bestehende, kleinere Kapelle auf dem Haasberg auszubauen. Hierzu wurde auch Baumaterial aus der Düvelscheid wiederverwendet. Mehrere begüterte Anwohner, so Mostert, Salm, Thimus und Müllender, spendeten für die Ausstattung der neuen Kapelle. Es ist davon auszugehen, dass auch die Eheleute Berghe-Schuyl Gelder zum Bau der Bergkapelle beigesteuert haben, weswegen ihre Wappensteine hier angebracht worden sind. Wilhelm Heinrich von Berghe hatte übrigens auch für Walhorn eine Schule gestiftet. Die Schuyl gelangten im 15. Jahrhundert durch Heirat in den Besitz der Herrschaft Vreuschemen zwischen Membach und Baelen. 1584 kaufte Arnold Schuyl, Rentmeister des Herzogtums Limburg, das Lehngut De Portz in Walhorn. Hermann Schuyl war 1598 Drost zu Walhorn sowie Forstmeister des Herzogtums Limburg. 1623 relevierte der zwischenzeitlich nach Brüssel verzogene Arnold Schuyl Schloss und Herrschaft Crapoel und ließ sich dort nieder. Im Jahre 1654 empfing Arnold Schuyl die Herrlichkeit Eupen-Stockem aus den Händen des Winand de Vischer, womit die Verbindung der Schuyl von Walhorn mit hiesiger Stadt hergestellt ward. Ein Zweig der Familie Schuyl von Walhorn verzog im beginnenden 17. Jahrhundert nach Herzogenbusch in Nordbrabant, wo ein prächtiger armorierter Grabstein in der dortigen Kathedrale noch stets bewundert werden kann. Nach dem Erlöschen des Geschlechtes in der holländischen Bürgermeisterfamilie Van der Does hat diese durch König Wilhelm I. der Niederlande 1827 die Erlaubnis erhalten, ihrem Namen das Wort „Schuyl“ voranzustellen. Somit wurde neben Kettenis und Eynatten noch ein weiterer uralter Geschlechtsname aus der limburgischen Bank Walhorn am Leben gehalten.


70. 271 Jahre alte Bergkapelle

Im Jahre 1983 blickte Leo Kever in seinem „Alt-Eupener-Bilderbogen XV“ auf 271 Jahre Bergkapelle zurück:

Die Bergkapelle zum hl. Johannes Baptist, um Schnittpunkt der Ober- und Unterstadt gehört seit 1872 zur St. Josefs-Pfarre, sie hat aber schon vorher 160 Jahre „gemäß Lage und Bestimmung den damaligen Einwohnern des hiesigen Pfarrbezirks als besonderes Gotteshaus gedient“.

Schon vor dem Bau der Bergkapelle hatten die Anwohner des Bergviertel ihr eigenes, wenn auch sehr kleines Kapellchen; dasselbe war auch bereits mit einer kleinen Glocke versehen. Ein Vertrag vom 12. Juli 1712 zwischen Pfarrer Henreco und den Einwohnern dieses Eupener Viertels vor Notar Düts sah den geregelten Ablauf des Bauvorhabens einer neuen Kapelle vor. Abt Heyendal legte den Grundstein, und nach fünf Monaten Bauzeit stand bereits die neue Bergkapelle. Am 27. Dezember wurde in derselben die erste hl. Messe gelesen. 1727 wurde die Bergkapelle vergrößert und am 24. Oktober 1729 unter entsprechenden Feierlichkeiten wurde die Kapelle nebst Altar zu Ehren des hl. Johannes des Täufers und des hl. Joseph durch den Lütticher Weihbischof Johannes Baptist Gillis konsekriert.

Den Verantwortlichen der Bergkapelle, und ganz besonders den Anwohnern des Bergviertels, kann man bescheinigen, dass sie durch ihren uneigennützigen Einsatz alles tun und selbst kein finanzielles Opfer scheuen, um ihr Gotteshaus in einem Bestzustand zu erhalten.

 

Die zwischen 1884 und 1886 errichtete Kreuzgruppe mit Jesus, Maria und Johannes dem Evangelisten ist ein Werk des Aachener Bildhauers Venth. Venth schuf auch die holzgeschnitzten und bemalten Figuren der Mutter Gottes und des hl. Joseph in der Nisperter Kapelle. Über den Bau der Kreuzgruppe schreibt Pfarrer J.G. Heinen in seiner Pfarrgeschichte: „In den Jahren 1884-1887 wurden an der äußeren Chorwand eine Anlage geschaffen und ein Denkmal der Frömmigkeit errichtet, welche gleichmäßig der Stadt zur Verschönerung wie den Gläubigen zur Erbauung gereichen. Die alte und in Verfall geratene Kreuzgruppe (Maria und Johannes Evangelist auf Holz gemalt) ist durch eine neue, in künstlerischer Vollendung von Bildhauer Venth – Aachen gemeißelt, ersetzt, vor derselben eine durch Mauerwerk gebildete, stilgerecht von steinernen Ecksäulen und eisernen Gitter eingefriedete Terrasse zur Andachsstätte eingerichtet und das Ganze noch weiter ausgestattet bzw. verschönert worden (Kostenpreis ca. 6000 Mark)“.

Dieser schöne Terrassenvorbau mit der Kreuzgruppe, dem kunstvoll geschmiedeten Eisengitter, seinem Baldachin und den Laternen trägt am Postament folgende lateinische Inschrift: „Et figiem Christi, si transis, pronus honora; Non tamen effigiem, sed quem designat, adora“. In der Übersetzung heißt diese Inschrift: „Gehst du vorüber, so ehre gebeugt des Gekreuzigten Bildnis. Nicht indessen das Bild, vielmehr den Gekreuzigten bet‘ an“.

24 Vereine beteiligten sich am 3. Oktober 1886 an der feierlichen Einsegnung durch Pfarrer Richartz; die Festpredigt hielt Pater R. Gossen: Wir predigen Christentum, den Gekreuzigten. Über diese Feier schreibt Pfarrer Heinen: „In dem Vertrauen, dass dies zur Hebung des kirchlichen Lebens nicht wenig beitragen werde, hat Erzbischof Philippus einen Ablass von 40 Tagen für das Beten von drei Pater und Ave bewilligt.“

Inmitten der 1938 durch den Verschönerungsverein errichteten parkähnlichen Anlage mit seinen vielen Polyantharosen und schönen Grünsträuchern erkennt man jetzt schon bei Herannahen die Kreuzgruppe an der Bergkapelle. Sie ladet die Passanten zu einer kurzen Betrachtung und einem Gebet ein.


82. Bergkapelle St. Johannes Baptist als Bau- und Kunstdenkmal

Um den Bewohnern des Haasviertels eine bequemere Möglichkeit zum Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes zu verschaffen, und den weiten Weg nach St. Nikolaus am Marktplatz zu ersparen, wurde 1692 mit dem Bau einer Kapelle „an der Düvelscheid“ begonnen, ungefähr an der gleichen Stelle, wo später das Jugendheim (heute ‚La Rocca‘) entstand. Aus nicht mehr ersichtlichen Gründen konnte der Bau aber nicht vollendet werden; er wurde schließlich wieder abgetragen. Nach vielen Bemühungen entschloss sich 1712 die kirchliche Behörde, die geplante Kapelle im Bergviertel zu errichten und das dort stehende aus dem 15. Jh. stammende Kapellchen durch einen größeren Bau zu ersetzen. Da alle Anwohner des Bergviertels sich vertraglich zum Aufbau und zum Unterhalt des neuen Gotteshauses verpflichteten, war das Werk in kürzester Zeit vollendet, und wenige Tage vor Jahreswechsel, am 27.12.1712 konnte der erste Gottesdienst stattfinden.

Schon 1729 musste der zu klein angelegte Bau um ein Joch nach Westen vergrößert werden. Eine durchgreifende Umgestaltung und Ausarbeitung im romanischen Stil fand in den Jahren zwischen 1867 und 1882 statt. Aus dieser Zeit stammt die Schließung des Einganges an der Haasseite neben der Sakristei, und die Anlage des heutigen zu einem neo-romanischen Portal gestalteten Haupteinganges. Dem Haas-Eingang neben der Sakristei wurde ein Anbau vorgesetzt, und dieser nach Erweiterung des Durchlasses im Mauerwerk in den Sakralraum einbezogen. Die letzte umfassende Restaurierung, die den Innenraum von allen noch verbliebenen romanisierenden Zutaten und der bunten Farbgebung befreite, ist 1961 durchgeführt worden.

Im Rahmen der 300-Jahr-Feier 2012 wurde die weitere Umgestaltung des Innenraums in Angriff genommen: der Fußboden wurde auf ein einheitliches Niveau angehoben, die Bänke teilweise durch eine Bestuhlung ersetzt, die Kommunionbank versetzt, ein mobiler Altar geschaffen, der die Nutzungsmöglichkeiten des Kirchenraums sowohl im liturgischen wie im kulturellen Sinne verbessert, die Kreuzwegstationen restauriert und in den Chorraum gebracht sowie eine Ausstellungsinfrastruktur mit entsprechender Beleuchtung installiert.

Die herrlich gelegene Bergkapelle ist in Mauerwerk aus unregelmäßigen Bruchsteinen errichtet. Oberhalb des dreiseitig abschließenden Chores sitzt ein kleiner Dachreiter, bekrönt von schmiedeeisernem Kreuz mit Wetterhahn des 18. Jh. Die rundbogigen Fenster an Chor und Längsseiten weisen verschiedenartige Rahmungen aus Blaustein auf. Zum Bergabhang an der Südseite, d.h. zur Haas hin, sind Sakristei und der erwähnte Anbau zugefügt.

Oberhalb des 1879 im romanischen Stil erbauten Einganges sind im Mauerwerk einige Wappen- und Inschriftsteine eingelassen. Es handelt sich um die Wappen der Familien Schuyl (links) und de Berghe-de Trips (rechts), die in der Walhorner Gegend bedeutende Güter besaßen. An den ersten Bau der heutigen Bergkapelle erinnert der Hinweis: JESVS MARIA JOSEPH – REAEDIFICATVM ANNO 1712. Die Forschung streitet über die richtige Lesart der Inschriften seitlich der Wappensteine, die nach allgemeiner Ansicht als eine Zeile zusammenzufassen sind und somit lauten: „ANNO 1599 ANTIQVVM RENOVATVM ET DILATATVM EST“. Daraus ergibt sich der einzige Hinweis auf eine schon 1599 an dieser Stelle vorhandene, erneuerte und erweiterte Kapelle, eine Stiftung der genannten Familien.

An der Außenwand des Chores wurde 1885 eine fast lebensgroße Kreuzigungsgruppe aufgestellt, ein Werk des Bildhauers G. Venth aus Aachen. Sie zeigt die dramatische Szene in der ruhigen, unpathetischen Auffassung der romantischen Epoche. Der Standort wurde terrassenförmig mit Freitreppen ausgebaut, erhielt ein Schutzdach und ein fantastisches schmiedeeisernes Abschlussgitter. Trotz räumlicher Enge ist es die schönste Kalvariengruppe im Stadtgebiet.

Der einschiffige Innenraum hat abgeflachtes Tonnengewölbe, das wahrscheinlich die ursprüngliche Falchdecke ersetzt. Einfache mit Profilleisten belegte Pilaster gliedern die schmucklosen Innenwände. Sie laufen in schlichte, leicht vorgekragte Kapitelle aus, die das Profilgesimse am Gewölbeansatz durchbrechen. Vermutlich haben Einwölbung und Belebung der Mauerflächen durch Pilaster schon im frühen 19. Jh. stattgefunden.

Von der alten Ausstattung wurden 1961 nur wenige Einzelstücke übernommen:

Statue des hl. Johannes des Täufers, Eichenholz geschnitzt, um 1875; diese etwas hausbackene Figur zeigt den Vorläufer Christi und Patron der Kapelle in fußlangem Büßergewand und großzügig drapiertem Mantel. Die rechte Hand weist auf das mit der Linken gehaltene Agnus-Dei-Medaillon.

Pieta, um 1875 im seitlichen Anbau aufgestellt, eine werkgetreue und maßstabgerechte Kopie des berühmten Bildwerkes von Wilhelm Achtermann, in München gekauft.

14 Kreuzwegstationen, Öl auf Leinwand, verkleinerte Kopien der Originale des Josef von Führich, um 1875 angeschafft und 1961 zu 2 gerahmten Bildfolgen angeordnet, 2012 im Chorraum angebracht.

Aus dem ehemals reichen Bestand an Paramenten sind zu erwähnen:

Kasel, grüne erneuerte Seide, Samtkreuz mit alter Silberbrokatstickerei von etwa 1700; am unteren senkrechten Kreuzbalken eine Kombination aus mehreren Stifterwappen, darunter das Wappen Klebanck.

Chormantel von etwa 1850 mit älterem Kragen; darauf in feiner Seidenstickerei Darstellung des segenspendenden Erlösers in der Mandorla zwischen Maria und Johannes Baptist. Das bis 1931 in der Chorapsis aufgetragene Fresko, 1880 von Malermeister Göbbels ausgeführt, war nach dieser Stickerei gearbeitet. Die Sakralgeräte werden im folgenden Artikel beschrieben...


83. Sakrale Goldschmiedekunst der Bergkapelle

Eine bemerkenstwerte Sammlung wertvoller und gediegener Sakralgeräte besitzt die Bergkapelle in Eupen. Dieses kleine, herrlich gelegene Gotteshaus, das auch eine interessante Baugeschichte hat, verdankt Eupen der Initiative und dem Opferwillen der Anwohner des Bergviertels und der Unterstadt. Im Jahre 1712 erlangten sie nach vielen Eingaben und Demarchen bei den zuständigen kirchlichen Behörden die Genehmigung zum Bau einer Kapelle auf dem Berg. Bewundernswerte Opfer hat diese kleine Einwohnergruppe Eupens für „ihre“ Kirche seit deren Bestehen gebracht.

Unter den Sakralgeräten ragt vor allem das herrliche Augsburger Ziborium hervor. Es handelt sich um die Stiftung einer Angehörigen der Eupener Patrizierfamilie Thymus, die in der Tuchfabrikation des 17. und 18. Jahrhunderts eine führende Rolle gespielt hat. Desweiteren finden wir ein Reliquiar in Kreuzform, 1923 aus einem nicht mehr verwendeten Versehkreuz hergestellt enthält es eine Reliquie des hl. Johannes des Täufers hinter dem abnehmbaren Agnus-Dei-Medaillon. Bei Versehgängen (Krankensalbungen) bewahrte man die Hostie im Gehäuse hinter dem Agnus Dei und das geweihte Krankenöl im zylindrischen Gefäß des Schaftes. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1923 berichtet, dass die Reliquie vom damaligen Erzbischof von Mecheln und Primas von Belgien 1843 aus Rom nach Belgien überführt wurde und ein paar Jahrzehnte später in den Besitz eines gebürtigen Eupeners kam, der die kostbare Reliquie der Bergkapelle in seiner Vaterstadt schenkte. Die Reliquie selbst ist ein Knochensplitter von etwa 2 mm Länge. Die Reliquie wurde jedes Jahr am 24. Juni, dem Fest der Geburt, und am 29. August, dem Fest der Enthauptung des hl. Johannes, ausgesetzt, außerdem am 2., 3. und 4. Adventssonntag während der hl. Messe um 7 und 10 und während der Andacht um 16 Uhr.

Ein Weihrauchschiffchen aus dem 18. Jahrhundert, ein Versehziborium aus dem 18. Jahrhundert, eine Pollengarnitur (Messkännchen, bei der Eucharistie verwendete Gefäße zur Aufnahme von Wasser und Wein) vom Ende des 18. Jahrhunderts, zwei Kelche aus dem 18. und 19. Jahrhundert, sowie eine Sonnenmonstranz vom Ende des 18. Jahrhunderts vervollständigen den „Kirchenschatz“ der Bergkapelle.

Die Informationen entstammen einem Artikel von Johann Cloot in Geschichtliches Eupen, Bd. VI (1972) der hier unten in voller Länge zu finden ist.


85. Artikel "Die Kapelle zum h. Johann Baptist auf dem Berg" aus Heinen's Pfarrgeschichte


132. Die Rückführung der Glocken nach dem Krieg

Am 19. April 1947 wurden die während des Krieges entfernten Glocken der verschiedenen Kirchen, soweit sie erhalten geblieben waren, an dieselben zurückerstattet. Aus diesem Grunde hatten die kirchlichen Behörden zu einer Feierstunde eingeladen. Hiernach wurden die Glocken in feierlichem Zuge zu ihren Pfarreien überführt, wobei die zuständigen Schützengesellschaften das Ehrengeleit stellten. Es war daher die Ehrenpflicht der St. Johannes-Schützen, die Glocke der Bergkapelle nach Hause zu bringen. Nach Beendigung der vor der Kapelle stattgefundenen Schlussfeier wurde der Präsident der St. Johannes-Schützen durch den zuständigen Pfarrgeistlichen aufgefordert, die Bergkapellenglocke durch einen kräftigen Schlag zum ersten Male wieder erklingen zu lassen. Diese symbolische Geste wurde durch die Anwesenden mit Beifall aufgenommen. Noch heute läutet die Glocke dreimal täglich zum Angelus-Gebet (um 7.00, 12.00 und 18.00 Uhr), zu den Gottesdiensten und als Totenglocke beim Ableben eines Einwohners des Bergviertels.


133. Die Vereine der Bergkapelle

(aus der Festschrift zur 250 Jahr Feier der Bergkapelle)

 

Folgende Vereine versammeln sich alljährlich zur feierlichen Messe für ihre lebenden und verstorbenen Mitglieder: Der Vinzenzverein; der St. Georg-Reit- und Fahrverein; die Sportvereinigung „Alliance Sportive“ und außerdem die Metzgerinnung. Zur Pflege des geselligen Lebens sind die Bewohner des Bergviertels durch die seit 1928 bestehende Gemeinschaft „Berger Block“ würdig vertreten. Darüber hinaus haben drei weitere Vereine einen besonders engen Kontakt zur Bergkapelle unterhalten.

An erster Stelle ist die St. Johannes-Bürger-Schützen-Gesellschaft zu nennen, deren Ursprünge auf das Jahr 1811 zurückgehen, zu einem Zeitpunkt also, da man sich anschickte, die Jahrhundertfeier des Gotteshauses festlich zu begehen. Christentum und Volkstum gehörten schon immer unlösbar zusammen.

So ist auch die Gründung der meisten Schützenvereine zu verstehen, die sich vorwiegend den Namen des Patrons jener Kirche zulegten, mit deren Geschick das Leben ihrer Mitglieder eng verbunden war. Da es sich hier meist um Bewohner des Bergviertels handelte, nimmt nicht wunder, dass sie den Namen St. Johannes Baptist wählten. An allen kirchlichen und weltlichen Feiern nimmt der Verein regelmäßig teil. Und noch immer wird das Patronatsfest in der Bergkapelle am Montag der Eupener Stadtkirmes mit gemeinschaftlichem Kirchgang bei klingendem Spiel gefeiert. Als kostbares historisches Vermächtnis hütet diese zweitälteste Schützengesellschaft Eupens ihre Königskette, die bis auf einige Plaketten unversehrt erhalten geblieben ist. Jeder Schützenkönig war laut Statut verpflichtet, für „Zwey Thaler Preuß. Courant“, die er für den Abschuss des Vogels erhielt, den Medaillons der Königskette ein neues hinzuzufügen, dessen Wert nicht unter, aber auch nicht über 2 Taler betragen durfte.

Der Katholische Jünglingsverein stand zur Bergkapelle ebenfalls in naher Beziehung. Von dem aus Kettenis stammenden Jakob Wintgens 1837 gegründet, hatte derselbe ursprünglich im Schilsweg und auf der Malmedyer Straße getagt. Infolge der großen Mitgliederzahl (ca. 230) wurde auf der oberen Neustraße das noch heute stehende Jünglingshaus erbaut und am 16. Juli 1871 feierlich eröffnet. Später kam der große Saal hinzu. Am 11. September 1887 feierte der Verein sein 50jähriges Jubiläum, auf das sich die Mitglieder mit achttägigen Exerzitien in der Kapelle vorbereiteten. Der monatlichen Kommunion in St. Nikolaus schloss sich nachmittags eine Andacht mit Predigt in St. Johann Baptist an. Insbesondere die Präsides und Vikare Leo Gilles und Johann Arnolds mühten sich um die Pflege dieser Tradition. Unvergesslich bleibt die Verschönerung des Gottesdienstes bei allen festlichen Anlässen, namentlich beim Hochamt am 1. Weihnachts- und Ostertag, die der Chor des Vereins vom 29. April 1874 bis zum tragischen Untergang im Sommer 1940 in selbstloser Weise übernahm.

Mehr noch als in den früheren Jahrzehnten ist seit dem letzten Krieg die Bergkapelle zur Vereinskirche der 1859 als Kath. Gesellenverein gegründeten Kolpingsfamilie Eupen geworden, deren Haus ja auch zum Bergviertel gehört. Ihre früheren Präsides und jetzigen Pfarrer Wallenborn (Aachen), Schmets (La Clous), Pirenne (Kettenis), Dohmen (Losheim) und Hilligsmann (St. Josef) hatten gleichzeitig als Vikare, die die Kaplanei auf der Judenstraße bewohnten, die Betreuung der Bergkapelle inne. Neben der gemeinschaftlichen Monatskommunion der Mitglieder finden dort zahlreiche religiöse Einkehrabende und Feierstunden statt, die eine Atmosphäre ehrwürdiger Überlieferung und verpflichtender Protektion geschaffen haben.

 

Lange Zeit stand die Bergkapelle auch der spanischen Bürgergemeinde für ihre kirchlichen Veranstaltungen als Treffpunkt zur Verfügung. Ein bis zweimal pro Jahr wird der Pöölchensverein aktiv der für das Schmücken der Straßen mit bunten Fähnchen zum Vorbeizug der Fronleichnams- und der Pfarrprozession sowie den Altarbau außerhalb der Bergkapelle zuständig ist. Gelegentlich wird diese Ehre auch besonderen (Jubel)Feiern zuteil.


134. Die Kgl. St. Johannes-Bürgerschützen-Gesellschaft Eupen

Die St. Johannes-Bürgerschützen-Gesellschaft, deren Ursprünge auf das Jahr 1811 zurückgehen, gaben sich zur Gründung den Namen des Patrons jener Kirche, mit deren Geschick das Leben ihrer Mitglieder eng verbunden war. Da es sich hier meist um Bewohner des Bergviertels handelte, nimmt nicht wunder, dass sie den Namen St. Johannes-Baptist wählten. Ähnlich geschah es ja auch im Ortsteil Nispert, dessen Kapelle demselben Heiligen geweiht ist. Während aber dort das Bogenschießen bis heutezu gepflegt wird, stellten sich die Bürgerschützen bereits 1834 auf Kugelschießen um. Große Volksfeste umrahmten einst ihre Veranstaltungen. Den letzten äußeren Höhepunkt erlebte die Gesellschaft anlässlich ihres 125jährigen Bestehens, das im Juli 1938 mit großem Aufwand nachgeholt worden war. Der Zweite Weltkrieg blieb nicht ohne Beeinträchtigung. Allen Unbilden zum Trotz konnte man sich dank der Treue der alten Mitglieder behaupten. Lange Zeit wurde das Patronatsfest in der Bergkapelle am Montag der Eupener Stadtkirmes mit gemeinschaftlichem Kirchgang bei klingendem Spiel gefeiert.

Die St. Johannes-Bürgerschützen-Gesellschaft ist die zweitälteste Schützengilde der Stadt Eupen. Die Pfarrgeschichte von J.G. Heinen bezeichnet als Gründungsjahr 1819. Die Inschrift auf der ersten Platte der Königskette „Der Anfang von uns war – im 1819 Jahr“, scheint dies zu bestätigen. Heute richtet man sich in der Gesellschaft nach einer mündlichen Überlieferung, die erzählt, dass schon einige Jahre vorher auf dem Berg der Vogel geschossen wurde, die aber auch ausdrücklich besagt, dass die St. Johannes-Schützengesellschaft schon eine Anzahl Jahre vor 1819 bestanden habe. Mithin ist das Jahr 1811 als Gründungsjahr anzunehmen.
Im Jahre 1834 verfasste man die ersten Statuten. Jedes neu aufgenommene Mitglied war verpflichtet, einen Taler Eintrittsgeld zu zahlen, ferner musste bei der Abmeldung ein Taler Austrittsgeld entrichtet werden. Auch sorgte das Statut dafür, dass die Versammlungen pünktlich begannen und einen harmonischen Verlauf nahmen. Wie genau es mit der Pünktlichkeit genommen wurde, geht daraus hervor, dass zu spät Erscheinende 3 ½ Silbergroschen in die Vereinskasse zahlen mussten. Auch wurde der Beschluss gefasst, eine Fahne anzuschaffen. Diese Fahne, die nach dem Ersten Weltkrieg dem damaligen Eupener Heimatmuseum als Leihgabe überlassen wurde, ist leider nach dem Zweiten Weltkrieg dort abhanden gekommen.

Die hauptsächlichsten Festlichkeiten des Jahres waren das Patronatsfest (mit einem gemeinsamen Kirchgang), Fronleichnams- und Pfarrprozession, der Königsvogelschuss und das Königsgeburtstagsschießen. Jedoch neben diesen wurde das Preisvogelschießen eifrig betrieben. Diese Schießveranstaltungen gestalteten sich oft zu einem wahren Volksfest. Während die Schützen dem Schießsport huldigten, wurden für die Kinder Spiele, wie Ballwerfen, Stangenklettern, Sacklaufen, Ringestechen und Topfschlagen durchgeführt. Für die älteren Leute war das Schinkenwerfen eine angenehme Unterhaltung. Auch die Tanzlustigen konnten unter den Klängen der „Evers‘schen Musik“ das Tanzbein schwingen.
Im Jahre 1882 erhielt die Gesellschaft eine neue Fahne. Sie wurde von der Bonner Fahnenfabrik zum Preise von 216,50 Mark geliefert. Auf der ersten Seite der Fahne befindet sich das Bildnis des hl. Johannes Baptist und auf der anderen Seite der deutsche Aar. Die Fahne wurde geweiht am 10. April 1882 anlässlich einer Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs in der Bergkapelle. 82 Jahre hat sie, über zwei verheerende Kriege hinweg, treu gedient, bevor sie durch ein neues Banner abgelöst wurde.

Vom 13. bis 20. August 1911 beging die Gesellschaft in festlicher Weise ihr 100jähriges Bestehen. Mit dieser Feier war ebenfalls ein internationaler Schießwettstreit verbunden. Dieses Jubelfest war ein großer Erfolg für die Gesellschaft. Der Festzug, bestehend aus über 40 Vereinen nebst zahlreichen Musikkapellen, bot ein prächtiges Bild und war der beste Beweis dafür, welcher großen Beliebtheit sich der Jubelverein erfreute. Auf der Festwiese hielt Herr Toussaint, als ältestes Mitglied der Gesellschaft die Begrüßungsansprache. Er schloss mit einem Hoch auf S. Majestät den deutschen Kaiser und S. Majestät den König der Belgier.
Der erste Weltkrieg legte das Vereinsleben lahm, denn alle wehrfähigen Schützen standen unter den Waffen. Nur einer kehrte nicht wieder: Johann Güsken. Nach Beendigung des Krieges traten dann verschiedene Getreuen wieder zusammen und riefen die Gesellschaft ins Leben zurück. Im Jahre 1930 trat für den Verein eine neue Krise ein, die bis zum Jahre 1936 anhielt. Die Mitgliederzahl sank immer mehr und es blieben schließlich noch 16 Mann übrig. Ab 1936 begann für die Gesellschaft eine neue Zeit. Durch Einladungen waren die Schützenfreunde Eupens, vor allem aber die Anwohner des Bergkapellviertels, zu einer Versammlung im Vereinslokale Rudi Delhaes zwecks Auffrischung der Gesellschaft eingeladen worden. Sehr zahlreich war man diesem Rufe gefolgt und auf dieser ersten Versammlung, die am 17. Juli stattfand, wurden bereits 15 neue aktive Mitglieder aufgenommen. Als Hauptveranstaltungen wurden der Oster-, Herbst- und Königsvogelschuss festgesetzt. Ferner wurde das Preisvogel- und Übungsschießen intensiver betrieben. In Ermangelung eines geeigneten Schießgeländes in der Nähe des Bergkapellviertels werden die Vogelschüsse bei Herrn Karl Lentz, Oestraße, abgehalten. Da gerade der Sport dazu angetan ist, die Kameradschaft zu fördern, so herrscht in den Reihen der Schützen ein echt kameradschaftliches und geselliges Zusammenleben.

Ihre Hauptaufgabe sieht die St. Johannes-Bürgerschützen-Gesellschaft darin, die Interessen der Bergkapelle und des damit verbundenen Bergkapellviertels wahrzunehmen. Keine Gelegenheit wird sie vorübergehen lassen, die wirtschaftlichen und geselligen Verhältnisse ihres Reviers zu fördern.
Anlässlich ihres 125jährigen Bestehens veranstaltete die Gesellschaft im Jahre 1938 und zwar am 2. und 3. Juli einen großangelegten Schießwettstreit, der einen glänzenden Verlauf nahm. Sonntag, den 3. Juli, fand ein feierliches Hochamt statt, während nachmittags nach Kredenzung eines Ehrenweines an die Präsidenten und Könige der Festverein durch zahlreiche Gastvereine und Musikkapellen zur Festwiese „Oben im Knetschborn“ geleitet wurde. Das Wettschießen auf allen Stangen wurde bis zum 17. Juli fortgesetzt.
Die traditionellen Oster-, Herbst- und Königsvögel wurden bis zum Jahre 1942 regelmäßig geschossen. Von diesem Zeitpunkt an ebbte das ganze Vereinsleben infolge kriegsbedingter Maßnahmen immer mehr ab. Erst im Jahre 1946 wurden wieder die alten Bräuche aufgenommen.
Am 18. August 1962 wurde ein neuer Schießstand eingeweiht. Auf dem ehemaligen Kranz‘schen Fabrikgelände in der Oe, das in bereitwilliger Weise von den Eupener Kammgarnwerken zur Verfügung gestellt wurde, entstand ein ideales Schießgelände. Im Dezember 1962 jährte sich zum 250. Male der Tag an dem die Bergkapelle dem hl. Johannes Baptist geweiht wurde. An den schlichten Feierlichkeiten zum Gedenken dieses Tages nahm die Gesellschaft regen Anteil.
Im Jahre 2011 feierten die St. Johannes-Bürgerschützen ihr 200jähriges Bestehen gemeinsam mit den 50 Jahre jüngeren Josef-Schützen.


136. Kirchenfenster der Bergkapelle

Von den 1877 eingebauten, 1944 zerstörten Fenstern ist nur die Darstellung der Taufe Christi in der Westwand unter der Empore übriggeblieben. Das Fenster wurde nach einer Zeichnung des Malers Göbbels von der Glaserwerkstatt Dr. H. Oidtmann in Linnich angefertigt und trägt die Inschrift “Dieses ist mein geliebter Sohn”. Die beiden Chorfenster entstanden in den Jahren 1947 bis 1955 in der Glaserwerkstatt O. Condez nach Vorlagen von J. Louis. Das linke Fenster, mit Johannes dem Täufer am Jordan, trägt die Inschrift “Geschenk der Familie Nikolaus Kaiser”. Das rechte Fenster mit der Flucht nach Ägypten ist als “Geschenk der Familie Johann Pankert” ausgewiesen. Die sieben Fenster des Kirchenschiffs stammen ebenfalls aus den Jahren 1947 -1955. Gleichbleibend dekorativ, zeigen sie im oberen Drittel ihrer Fläche die sieben Sakramente und zwar auf der linken Seite, von unten nach oben, die Eucharistie (“Cibus Viatorum”- Wegzehrung), die Firmung (“Confirma Hoc”- Bestätige dies) sowie die Taufe (“Renatus”- Du bist wiedergeboren) und auf der rechten Seite, von oben nach unten, die Beichte (“Pax Tibi”- Der Friede sei mit dir), die Krankensalbung (“Indulgeat Dominus”- Gott möge sich deiner erbarmen), im Seitenkapellchen die Priesterweihe (“Ad Deum”- Zu Gott) und schliesslich die Ehe (“Deus Conjunxit”- Gott hat verbunden). Sie stammen aus der Werkstatt Vitraux d’Art Osterrath in Tilff bei Lüttich.


150. Die Bergkapelle
In der St. Nikolaus-Pfarrkirche und der Klosterkirche hatte Eupen zwei geräumige Gotteshäuser. Jedoch auch jetzt noch waren nicht alle Wünsche erfüllt. Die Einwohner des Wesertals und des Bergviertels beklagten sich darüber, dass sie den weiten und bei schlechter Witterung sehr unbequemen Weg nach St. Nikolaus machen mussten. Darum beschloss man im Jahr 1688, unter der Düvelscheidt (Malmedyer Straße) eine Kapelle zu errichten. Sie wurde jedoch nie vollendet. Nachdem der Bau bis zum Dach aufgeführt war, ruhte die Arbeit; aus welchen Gründen dies geschah, ist unbekannt.
Man schlug dann vor, das neue Gotteshaus im Bergviertel zu errichten. Dort stand nämlich schon ein kleines Kapellchen, das vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammte. Am 12. Juli 1712 wurde zwischen den Einwohnern des Viertels und Pfarrer Henrico ein Vertrag geschlossen, in dem die Einwohner sich verpflichteten, die Kapelle zu erbauen, mit allem Nötigen auszustatten und allzeit instand zu halten. Henrico dagegen versprach, einen Seelsorger anzustellen. Schon nach 5 Monaten stand der Bau, in dem am 27. Dezember 1712 die erste Messe gefeiert wurde.
Die Kapelle erwies sich bald als zu klein. Darum verlängerte man 1729 das Kirchenschiff. 1755 wünschten die Bewohner von Wesertal und Bergviertel – es gab in diesem Bereich über 400 Haushaltungen in 308 Häusern – an Sonn- und Feiertagen noch eine zusätzliche Messe und erklärten sich bereit, für den diensttuenden Priester eine Rente zu stiften.
Die Konsekration der Bergkapelle fand statt am 14. Oktober 1729.


161. 250 Jahre Bergkapelle St. Johannes Baptist zu Eupen 1712-1962

Auszüge aus der Festschrift von K. Janssen-Hauzeur

 

Bau und Ausstattung der Bergkapelle im 18. Jahrhundert

Hundert Jahre prägten das Antlitz des eigenständigen kirchlichen Lebens von Eupen in Seelsorge, Verwaltung und Architektur. Als Ausgangspunkt dieser Evolution wäre das Jahr 1648, in dem der Dreißigjährige Krieg zu Ende ging, anzusetzen, während dieselbe 1748, wiederum mit dem Ende eines Krieges, dies des österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1748) und dem Frieden von Aachen, abklingt. Dazwischen liegen mannigfache Unbilden und militärische Ereignisse, an denen das Eupener Land durch Einquartierung von Freund und Feind, durch Kontributionen, Plünderung und Brandschatzung schwer zu tragen hatte: 1667-1697 die französischen Eroberungszüge um die europäische Vormachtstellung mit Einnahme und Zerstörung der Festung Limburg durch den Feldherrn Condé (1675); 1701-1714 der spanische Erbfolgekrieg mit nochmaliger Einnahme und endgültigem Untergang der Festung Limburg durch Churchills Vorfahr Marlborough, Oberbefehlshaber der englisch-holländischen Truppen (1703). 1668 herrschte die Pest, 1692 richtete ein Erdbeben großen Schaden an. Dennoch ging es langsam und unaufhaltsam vorwärts, seitdem Eupen 1648 zur Herrlichkeit mit eigener Hochgerichtsbarkeit aufstieg und sich damit größtenteils verwaltungsmäßig, juristisch und kirchlich von der Bank von Baelen lösen konnte.

Die Geschichte der Pfarre St. Josef beginnt recht eigentlich mit der Errichtung der Bergkapelle, die zwar seit 1872 zu deren Bereich gehört, aber schon 160 Jahre vorher zu gleichem Ziel und Zweck gedient hat, nämlich der Einwohnerschaft des Wesertals und Bergviertels den langen und bei schlechter Witterung unbequemen Weg nach St. Nikolaus zu verkürzen und die Überfüllung dieses Gotteshauses abzuschwächen. 1688 richtete Rektor Cuperus an den General-Schatzmeister und die Verwalter der Domänen und Finanzen Sr. Majestät (von Spanien) das Gesuch um Genehmigung zum einer Kapelle „unter der Düvelscheyt“.

Cuperus begann den Bau der Kapelle, die im Anschluss an die „sieben bis Eupen vorgebauten Fußfälle des Leidens Christi“ das Grab des Erlösers darstellen sollte. Die Fußfälle wurden im April 1689 errichtet. Ob Cuperus den Anlass zu den 7 Leidensstationen gab, ob diese, in Erwägung des Vermerks („bei Eupen vorgebaut“), vor der Ortsgrenze ihren Anfang nahmen, lässt sich nicht nachweisen. Jedenfalls soll noch vor etwa 120 Jahren ein solcher im Haasberg vorhanden gewesen sein. Auch stehen Pietà-Raum und Kreuzgruppe an der Außenseite der Bergkapelle irgendwie mit der ursprünglichen Anlage innerlich in Bezug. Die Kapelle an der Düvelscheid ist nie vollendet worden. Auf ungefähr demselben Gelände, wo die geplante Kapelle 1692 nicht zur Ausführung kam, steht seit 1960 das große Pfarr- und Jugendheim von St. Josef.

Trotz des Misserfolgs ließen die interessierten Kreise nicht locker. Endlich schienen die Bewohner des Bergviertels einen günstigen Ersatz gefunden zu haben. Dort stand nämlich bereits ein vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammendes, mit Glocke ausgerüstetes Kapellchen. Man kam nun überein, dasselbe durch ein größeres Gotteshaus zu ersetzen. Am 12. Juli 1712 wurde zwischen den „Nachbarn“ des Bergviertels und Pfarrer Henrico vor Notar Düts der Vertrag geschlossen. Die Nachbarn verpflichteten sich, die Kapelle zu erbauen, mit allem Nötigen auszustatten und allzeit instand zu halten. Henrico dagegen versprach für sich und seine Nachfolger, „op sijne cost & salaris“ einen fähigen und würdigen Geistlichen anzustellen, der täglich Messe in der Kapelle lese (wöchentlich eine für die Stifter und Wohltäter derselben), an Sonn- und Festtagen in der Messe predige oder katechisieren, an diesen wie an allen „goensdagen“ (Mittwochen) die Litanei von der Mutter Gottes singe und den Segen gebe.

Henrico legte das die Kapelle betreffende „Notizie- & Reekensboek“ an, das schätzenswerte Beiträge zur Geschichte der Kapelle geliefert hat. Nachdem Abt Heyendahl, vormals erster Pfarrer an St. Nikolaus, den Grundstein zur Kapelle gelegt, wurde der Bau mit allem Eifer gefördert, sodass derselbe nach 5 Monaten fertiggestellt war. Die kirchliche Genehmigung zur Einrichtung des Gottesdienstes nach den Festsetzungen des Vertrags erfolgte am 20. Dezember 1712 durch den Lütticher Weihbischof und Generalvikariatsverwalter Ludwig Franz Rossius de Liboy. Am 27. Dezember 1712 wurde bereits die erste Messe gefeiert. Die Konsekration der Bergkapelle fand erst am 14. Oktober 1729 am gleichen Tage wie die der Werthkapelle und einen Tag nach jener von St. Nikolaus statt. Sie wurde durch den Lütticher Weihbischof J.B. Gillis vorgenommen zu Ehren des hl. Johannes Baptist und des hl. Josef. Auf den Namen des letztgenannten Patrons sollte im folgenden Jahrhundert auch die neue Pfarrkirche „unter der Haas“ geweiht werden.

 

Die ersten hundert Jahre der Bergkapelle

Seit ihrer Fertigstellung war die Kapelle vor allem auch von alten und gebrechlichen Leuten fleißig besucht, sodass am 14. März 1713 auf Bitten des Pfarrers die anfänglich vorenthaltene Erlaubnis zur Abhaltung des Gottesdienstes auch an höchsten Feiertagen gewährt wurde. 1729 ging man bereits an die Verlängerung des Kirchenschiffs. 1755 wünschten die Bewohner von Wesertal und Bergviertel, es gab in diesem Bezirk über 400 Haushaltungen in 308 Häusern, an Sonn- und Festtagen noch eine zusätzliche Messe und erklärten sich bereit, für den diensttuenden Priester, der nebenher noch Schule halten und in der lateinischen Sprache unterrichten sollte, eine Rente zu stiften.

Das Land war 1794 von den Revolutionstruppen besetzt worden.Seitdem galt alles Kirchengut zwar als Nationaleigentum, konnte aber vorläufig in Benutzung bleiben. Das Verbot der Kultausübung in der Werth- und Bergkapelle dauerte nur kurze Zeit. Beide wurden auch von der Requirierung der Glocken nicht betroffen, da man deren Bestimmung als Stundenanzeiger für die Fabrikbetriebe notwendig erachtete.

 

Die Restaurierung im 19. Jahrhundert

Im Gegensatz zur Werthkapelle lässt die Bergkapelle keine Spuren irgendeiner Ausstattung im Stil des 18. Jahrhunderts erkennen. Zwar erwähnt J.H. Heinen, vermutlich anhand von Henricos Notizie- & Reekensboek, außer einigen liturgischen Geräten, die Stiftung eines bemalten Altars, mehrere Bilder, eines Beicht- und Predigtstuhls, von all dem ist aber seltsamerweise nichts mehr übriggeblieben. Außer der Neugotik versuchte man auch eine Erneuerung der Romanik. So ergibt sich die Tatsache, dass Eupen gleich mit zwei Beispielen jener rivalisierenden Stilarten, mit der neugotischen Pfarrkirche St. Josef und der im Innern romanisch restaurierten Bergkapelle, aufwarten kann. Ein an sich bemerkenswerter Vorgang in einer Stadt, deren Antlitz vom Barock und Rokoko geprägt wurde. An solchem Vergleich gemessen und in Berücksichtigung des Umstandes eines fehlenden neuen Stils durfte die romanische Restaurierung der Bergkapelle im Anschluss an die Fertigstellung der „Neuen Kirche unter der Haas“ zwischen 1867 und 1882, also hauptsächlich in Gründerzeit und Kulturkampfjahren, als kühn und fortschrittlich gelten.

 

Die Neugestaltung im 20. Jahrhundert

Erster Abschnitt 1931

Mit Genehmigung der Lütticher Kunstkommission wurde die Düsseldorfer Firma Assenmacher mit der Neugestaltung betraut, die hauptsächlich in den Händen des jungen Kirchenmalers Leo Assenmacher lag. Die unglücklichen Größen- und Lichtverhältnisse im Chorraum durch den an sich gut gelungenen romanischen Altar aus dem Jahre 1867 und die beiden seitlichen Chorfenster stellten den modern empfindenden Künstler vor ein großes Problem, zumal man glaubte, auf eine figürliche Ausmalung der Apsis nicht verzichten zu dürfen. Außerdem entfachte die Beseitigung des staubfangenden Holzfrieses der getäfelten Wände sowie der unschönen massiven Postamente der Heiligenfiguren den allgemeinen Unwillen, der sich Vollendung des Chorgemäldes und der Vereinfachung des Kreuzweges in zusätzlich neuer Umrahmung noch erhöhte. Trotz des Protestes wurde die einwandfreie Erledigung des erteilten Auftrags von amtlicher Seite bestätigt.

Dennoch blieb die Neugestaltung des Jahres 1931 nur Experiment. Überall zeigten sich Spuren des Kompromisses. Die alten Stilelemente überwogen und standen insbesondere in der Apsis in keinerlei Bezug zu dem farblich und motivisch unabhängig geschaffenen Deckengemälde.

Zweiter Abschnitt nach 1945

Zurzeit der Rundstedtoffensive, am zweiten Weihnachtstag 1944, gegen 15.20 Uhr, während der Vesper zum 40stündigen Gebet in St. Josef, warf ein deutsches Flugzeug auf die von Amerikanern besetzte Stadt mehrere Bomben ab, davon eine auf das Gelände der ehemaligen Tuchfabrik Leonard Peters unweit der Pfarrkirche, die andere auf die Straßenkreuzung Judenstraße, Bergkapellstraße, Haasberg. Hier gab es einige Verwundete (wovon ein späteres Todesopfer, s. „Geschichte(n) aus des Bergviertel n° 160“). Durch den Luftdruck wurde auch die Kapelle stark in Mitleidenschaft gezogen. Dachstuhl und Gewölbe erlitten beträchtliche Schäden; sämtliche Kirchenfenster, das kleinste ausgenommen, fielen der Vernichtung anheim. Da das Innere mit den verschalten oder drahtverglasten Lichtnischen einen geradezu trostlosen Anblick bot, wegen vordringlicher Ausbesserungen vorläufig aber an eine Ausmalung nicht zu denken war, entschloss sich der schon betagte Pfarrer Heinen, wenigstens neue Fenster zu beschaffen. Es sollte der Abschluss seines 33jährigen segensreichen Wirkens sein. Sieht man von der Tatsache gewisser zeichnerischer Schwächen in der figürlichen Darstellung oder von der unwesentlich verzuckert-bunten Ornamentierung ab, so darf wohl gesagt werden, dass es Heinen gelungen ist, in der betonten Abstufung von den Figurenfenstern des Chorraums und den Ornamentsfenstern des Kirchenschiffs eine Harmonie zu schaffen, die der Bergkapelle erst jenen stillen Zauber verleiht, dem sich niemand verschließt, der sie heute betritt.

Als Pfarrer Hilligsmann Ende Januar 1956 die Nachfolge antrat, galt es ihm als wahres Herzensbedürfnis, das begonnene Werk im Geiste seines Vorgängers zu vollenden. Am zweiten Weihnachtstag 1960 feierte Pfarrer Leo Schmitzer, ein treuer Sohn des Bergviertels, als letzter die Messe am alten romanischen Altar. Er war auch der erste, der am Ostersonntag 1961 in der renovierten Kapelle das Hochamt zelebrierte. Nur drei Monate, vom 27. Dezember 1960 bis 31. März 1961, hatten die umfangreichen Arbeiten in Anspruch genommen, denen im Sommer noch einige wichtige Ergänzungen folgten. Am Sonntag, dem 17. Dezember 1961 wurde mit der Segnung des Triumphalkreuzes im Chorraum durch Pfarrer Hilligsmann, in Anwesenheit des neuen Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes Msgr. Heinrich Fischer, Köln, der feierliche Schlussakt vollzogen.

Welch glücklicher Wandel in Gesinnung und Geschmack! Anstelle des bombastischen Altargebäudes ist der schlichte, in der betonten Horizontale dennoch monumental wirkende Opfertisch der Urkirche getreten, anstelle eines ablenkenden Apsisgemäldes das Bild des gekreuzigten und triumphierenden Christus, Messopfer und Eucharistie auch räumlich wieder ins Zentrum des katholischen Gottesdienstes rückend. Wohlausgewogen sind die Statuen von Herz-Jesu und Gottesmutter seitlich gestellt, an der Nordwand St. Johannes Baptist inmitten der ihm anvertrauten Gemeinde. Das edle Holzwerk von Täfelung, Mobiliar und Skulpturen gebeizt und mit farblosem Lack überzogen, hebt sich kontrastreich ab vom Hintergrund der Flächen deren Farben, auf beige-gelb mit leichtem Stich ins Graue begrenzt, von schmalen Goldbändern sparsam unterbrochen werden. Fürwahr, ein Werk, das den Schöpfern und den Bewohnern des Bergviertels, und darüber hinaus der ganzen Pfarrgemeinde St. Josef, zur Ehre gereicht.

Noch gilt es als letztes, neue Kirchenbänke zu beschaffen. Die jetzt vorhandenen stammen aus der Amtszeit von Rektor Strom (1851-1855). Obgleich sei in ihrer Kombination von Holz und Eisen primitiv anmuten mögen, sollten ihre guten Proportionen doch als Vorbild bei der Wahl des Ersatzes dienen. Möge auch hier ein guter Geist walten.


199. Distriktspiele der Pfadfinder

In den 80er Jahren war die Bergkapelle mehrmals Ausgangspunkt der sogenannten Distriktspiele der Pfadfinder zu denen die deutschsprachigen Pfadfindereinheiten aus ganz Ostbelgien zusammen kamen. Zwei Zeitungsartikel erinnern an diese Zeit...


213. 300-Jahr-Feier Bergkapelle


227. Jugendchor in der Bergkapelle
In den 70er Jahren wurde man auch hierzulande experimentierfreudig, was neue Formen der Liturgie anbetrifft. Erste sogenannte „Jugendmessen“ wurden gefeiert, mit moderner Sprache und moderner Musik. Zunächst aus der Not geboren entwickelte sich in der Eupener Unterstadt rasch ein Jugendchor, der bald schon in der Bergkapelle seine Proben aufnahm. Von 1972 bis 1980 wurden zahlreiche Jugendmessen vorbereitet und gestaltet, von Zeit zu Zeit wurden auch größere Projekte, wie Jugendtreffen mit dem benachbarten Ausland, organisiert. 1980 wurde der Eupener Jugendchor in „Musica Cantica“ umbenannt. Doch bald schon sollten sich neue Jugendchöre in beiden Eupener Stadtpfarren entwickeln...


264. Die Weihnachtskrippe in der Bergkapelle (von Dr. Michael Cramer)

Es handelt sich bei dieser Weihnachtskrippe um Gipsfiguren, die mit großer Wahrscheinlichkeit von der Firma Gerhard Winning in Düsseldorf hergestellt wurden. Einige der Figuren sind eindeutig der sogenannten Bethlehem-Serie zuzuordnen. Dazu gehören auf jeden Fall die Heilige Familie, die 3 Könige, der knieende Hirte mit Kind und der Querflöte spielende stehende Hirte. Es handelt sich um ein klassisches Ensemble im sogenannten Nazarener Stil: Das heilige Paar Maria und Josef, das knieend das Jesuskind anbetet, dazu drei Hirten – ein schreitender Schafhirte, ein junger Querflöte spielender Hirte und ein alter Hirte, der kniend einen kleinen Hirtenjungen vor sich hält. Den drei Hirten stehen die drei Könige gegenüber, die prachtvoll ausgestaltet dem Jesuskind ihre Gaben darreichen. Der alte König kniet vor dem Kind, die beiden anderen sind stehend dargestellt. Komplettiert wird die Königsgruppe von einem schreitenden Kamel samt Führer. Schafe und ein hockender Hund vervollständigen das Bild. Dieser Figurensatz wurde später vom Deutschen Kunsthaus Düsseldorf (DKH), unter dem Namen Bethlehem-Krippe vertrieben (Abbildung 4). Der Betrieb Gerhard Winnings war bis Ende 1927 aktiv, danach wurde seine "Religiöse Kunstanstalt / Kunstanstalt Religiöser Figuren" zum Deutschen Kunsthaus. Dieser Nachfolgebetrieb gehörte damals zu den Steyler Missionaren. Vom DKH wurde diese Serie um 1928 dann auch in deutlich kleineren Figurengrößen von 12 cm (für den Hausgebrauch) bis 120 cm hergestellt. So wurde diese Krippenserie zu einer der am weitesten verbreiteten Gipsfigurenkrippen dieser Zeit.

Von der Firma Winning stammt auch die historische Anzeige - sie stammt aus dem Jahr 1902 - das Motiv dürfte den Besuchern der Bergkapelle nur zu gut bekannt sein! Es könnte gut sein, dass man für die Bergkapelle sowohl Pieta als auch Weihnachtskrippe von Gerhard Winning beschafft hat.

Aus den Bildern unten ersieht man, dass die Krippe der Bergkapelle in früheren Zeiten in der Seitenkapelle bei der Pieta aufgebaut wurde (Abbildung 1). Nach dem Umbau zu Beginn der 60er Jahre diente jahrzehntelang der massive Altar als Stall oder Grotte (Abbildung 2-3+5-10), seit der Umgestaltung anlässlich das 300jährigen Bestehens der Bergkapelle präsentiert sie sich als freistehende, teils sich entwickelnde Krippenlandschaft im Chorraum der Kapelle (Abbildung 11-15).

 


265. „…de Cappel op den Berg tot Eupen opgericht Anno 1712“

 

Nachstehender Beitrag von Alfred Minke erschien anlässlich der 275-Jahrfeier der Bergkapelle in der Reihe "Geschichtliches Eupen". Inzwischen hat die Kapelle bereits das 310. Jahr ihres Bestehens gefeiert.

 

Die Geschichte der Kapelle St. Johannes Baptist ist in verschiedenen heimatgeschichtlichen Veröffentlichungen behandelt worden. Anlässlich der 275. Jahrfeier ihrer Erbauung scheint es sinnvoll, die bisherigen Forschungsergebnisse zusammenzufassen und durch weiteres Archivmaterial zu ergänzen.

 

I. Die Anfänge

Seit dem Ausgang des Mittelalters hat sich in den Tälern von Weser und Hill aus bescheidenen Anfängern ein selbstbewusstes Gemeinwesen entwickelt, das aufgrund der stetigen Zunahme seiner Bevölkerung u.a. auch eine gewisse Unabhängigkeit im kirchlichen Bereich durchzusetzen versucht.

Der seit 1682 an St. Nikolaus tätigte Rektor Wilhelm Cuperus macht sich schon bald dieses Anliegen zu eigen und richtet 1686 ein Gesuch an die „Messeigneurs les Tresorier general et Commis des Domaines et finances de Sa Majesté“ zwecks Überlassung von „zehn bis zwölf Bäumen“ aus dem Hertogenwald, die er für den Bau einer Kapelle „onder Duyfelscheijt“ verwenden möchte. Seine „Pfarre“ sei sehr ausgedehnt („d‘extreme longue estendu“) und mehrere Häuser lägen eine halbe Stunde und mehr von der „Pfarrkirche“ entfernt. Zumal bei schlechter Witterung könnten die Kinder aber auch so manche Erwachsene dem Katechismisunterricht nicht beiwohnen, so dass sie in Unkenntnis der elementarsten Glaubenswahrheiten aufwüchsen und verblieben. Da er seinen Pflichten „mit ganzem Herzen“ und gewissenhaft nachkommen möchte, so Cuperus weiter, beabsichtige er, auf einem brachliegenden Gelände („une vague et commune place“) und zu seinen Lasten einen Kapellenbau errichten zu lassen, in dem sein Kaplan an Sonn- und Feiertagen die Gläubigen in der christlichen Glaubenslehre unterweisen könne.

Am 4. September 1686 geben die Behörden dem Antrag statt unter der Bedingung, dass der angeführte Zweck auch wirklich erfüllt werde. Dem Forstmeister wird übrigens aufgetragen, darauf zu achten, den Wald bei der Entnahme der Bäume so wenig wie möglich zu schädigen…

Im „Notizie ende Reckenboeck“, der wichtigsten Quelle zur Geschichte der Bergkapelle, heisst es sodann:

„Dahero hatte der herr Pastor Cuperus angefangen im Deuffelscheidt auss einer dazû gethaner grifft von 500 patt. Eine grosse Cappel bis ans dachwerkh aufrichten zu lassen, so gleichfalss das grab von sieben bis Eupen vorgebaweten fussfallen des leidens Christi seyn ssolle, worin er son- und heiligtagen eine Mess fundieren zulasse gedachte…“

Tatsächlich vermerkt Cuperus im Memoriale der St.-Nikolaus-Kirche, dass er im April 1689 die „7. fussfäll nach Deuvelscheidt“ hat anfertigen lassen. Die Kapelle dortselbst hat jedoch „keinen fortgang genommen“. Die Gründe für die Einstellung der Arbeiten sind von der Heimatforschung nie geklärt worden. In seiner Pfarrgeschichte vermutet J.G. HEINEN, dass die gewählte Stelle - heute steht hier das Jugendheim – „für eine grosse Zahl von Beteiligten weniger günstig war“. Vielleicht hat auch die ernste Erkrankung Cuperus‘, der sich 1689 für einige Zeit in die Abtei Rolduc zurückziehen muss, dass Projekt scheitern lassen.

Jedenfalls verlieren die „Nachbarn von Haas und Bergh“ trotz dieses Misserfolgs ihr Ziel auch weiterhin nicht aus den Augen. Als sich 1698 die Rekollektinnen in Eupen niederlassen, bietet der Rekollektenorden, dessen Mitglieder die geistliche Leistung der Schwestern übernommen haben, den Bau eines Klosters samt Kirche „unter Haas oder Bergh“ an. Doch stösst dieser Vorschlag auf wenig Gegenliebe, da er mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden scheint. Tatsächlich sind die „Nachbarn“ der Meinung, neben den Kapuzinern, ein weiteres Männerkloster nicht in ausreichendem Masse unterhalten zu können.

„Deswegen haben sie sich endlich mit dem jetzigen heren Pastoren Henreco vereinigt, um allen schwärigkeiten vorzukommen, und haben denselben bewegt; dass er mit ihnen den hierauf folgenden contract eingegangen…“

In dem am 12. Juli 1712 vor Notar Düts abgeschlossenen Vertrag verpflichten sich die Bewohner des Haas- und Bergviertels, „het kleijn Cappelken gelegen op den… Bergh“ so schnell wie möglich „te vergrooteren ende optebouwen“ sowie die neue Kapelle „allzeit“ zu unterhalten und instandzusetzen. Weiterhin erklären sie sich bereit, den Altar, die Paramente, das „Leinwerk“, den Kelch, den Wein usw. zur Verfügung zu stellen, schliesslich, dem Pfarrer innerhalb einer Frist von 12 Jahren ab Vollendung der Kapelle ein Stiftungskapital von 1 000 Pattacons zu überweisen, aus dessen Erträgen der diensttuende Priester oder „Deservitor“ besoldet werden soll.

Dieser wird durch den Ortspfarrer angestellt. Erweist er sich als unfähig oder führt er einen anstössigen Lebenswandel, so muss er abgelöst werden. Der „Deservitor“ ist verpflichtet, allgemein in der Pfarre mitzuarbeiten, doch darf dadurch sein Dienst in der Kapelle nicht beeinträchtigt werden. In den ersten zwei Jahren stellt der Pfarrer einen Priester auf eigene Kosten, der jeden Tag um acht Uhr früh unentgeltlich die Messe lesen muss. Weiterhin ist er gehalten, an Sonn- und Feiertagen zu predigen, den Katechismusunterricht zu erteilen, gegen 17 Uhr die Lauretanische Litanei zu singen und den Segen zu erteilen. Jeden Mittwoch findet eine weitere Andacht in der Kapelle statt. Nach Ablauf der zweijährigen Frist beginnen die „naebuijren van de Haas ende Bergh“ mit der Zahlung von mindestens 100 Pattacons jährlich an den Pfarrer. Henreco und seine Nachfolger müssen diese Gelder unmittelbar nach Empfang gewinnbringend anlegen damit der Lebensunterhalt des Deservitors „auf ewige Zeiten“ gewährleistet ist. Alle diesbezüglichen Verpflichtungen der „Naebuijren“ erlöschen allerdings, sobald die Summe von 1 000 Pattacos zusammengekommen ist. Bis zum 15. Juli unterzeichnen einige hundert Eupener dieses Abkommen, das am 20. Juli durch das Kapitel von Rolduc ratifiziert wird.

Nachdem der erste Pfarrer von Eupen und derzeitige Abt von Rolduc, Nikolaus Heyendal, „die fundamenten“ gesegnet hat, geht man „mit grösster einigkeit und grossem eiffer“ ans Werk. Bereits sechs Monate später, „auf S. Johannis Evangelista“, am 27. Dezember also, kann die „erste Mess … solemnel“ in der neuen Kapelle gefeiert werden. Bei den Arbeiten haben auch „die Materialien“ des nie vollendeten Baus „ onder Duyfelscheijt“ Verwendung gefunden. Das darüberhinaus „notige Zubehor und Gelt“ ist „durch offerten, … quéten und sonderbahre freygebigkeit der Nachbarn … versamelt“ worden.

Zu „Commissarien dieser Capellen“ wählen die Bewohner des Haas- und Bergviertels Michael Jongschläger, Peter Boon, Gilles Mostert, Niclos Mostert, Joannes Salm und Lambert Mullender die den „baw zur perfection bracht und beschleunigt haben, und dem endt alle offerten und almussen empfang, welche theilss in den beutel in der Capellen, theilss auch vor- und nachgehendt zum baw und anderen nothwendigkeiten oder behulf derselben seynd von einigen extrafreygebigen gutthätern gespendet worden, worüber sie ihre jährliche rechnung … gethan“.

Ein Verzeichnis der „erste fürnambste Gutthäter“ zeigt, dass die Bergkapelle in kürzester Zeit mit allen für die Feier des Gottesdienstes notwendigen Geräten ausgestattet worden ist: der Kaufmann Johan Lindelauff schenkt den Altar und lässt ihn ebenfalls „auf seine Kosten illuminieren“; die Witwe Mathis Thymus stiftet 100 Reichstaler species und das „übergülte ciborium“; Matthias Joncker „hat gegeben den kleinen silber und übergolden Kelch“, Nicolaus Mostert „den grossen leuchter“; Frau Eva Boons schenkt die „kupfern Lamp“ – das sogenannte „ewige Licht“ – und stiftet gemeinsam mit ihrem Mann 100 Pattacons „für den olig darin zu unterhalten“; Gelis Mostert lässt die „schilderey der geisslung Christi anfertigen. Die „abmahlung des gewülbs“ wird durch eine Kollekte finanziert; „die bilder dr Muttergottes und S. Josephs mit 2 silbernen Crohnen, das Schaff in in der Sacristie, der Predig- und Beichtstuhl und übriger Zierrath und Vorrath des altars und Pristergezeug ist von von einigen frommen leuth gar freygebig beigebracht worden“.

Ein Blick in das „Inventarium derer … vorrähtige Kirchen Zierde“ macht deutlich, dass dieser Opfersinn auch später nicht erlahmt ist. Um 1760 verfügt die Kapelle u.a. über 16 Kaseln, 15 Alben, 1 Pluviale, 5 Stolen, 3 Ziborien, 1 Kelch, 2 Pollengarnituren und 11 Altarvorhänge. Ausserdem sind mehrere bedeutende Geldstiftungen belegt. Die gegenüber Pfarrer Henreco eingegangenen finanziellen Verpflichtungen können ebenfalls, wenn auch mit einer gewissen Verspätung, erfüllt werden. Am 3. Februar 1728 quittiert der Pfarrer den Empfang der 1 000 Pattacons und bedankt sich „goeder betaelinghe“.

Am 14. Oktober 1729 „alss der Hochw. Weybischof von Luttig hierhin ist kommen um das Sacrament der Firmung mit zutheilen“, wird die Kapelle zu Ehren des HI. Johannes Baptist und des HI. Joseph konsektiert. In den Altarstein schliesst Weihbischof Gillis Reliquien der HI Märtyrer Faustinus und Clara ein.

Bereits im Monat August des gleichen Jahres haben Henreco und der Deservitor eine Versammlung der „Nachbarn“ einberufen, um über eine Vergrösserung der Kapelle um 20 Fuss zu beraten, da „die Einwohner solcher cantons wie auch ausswenige sonderlich von Membach … bey bosem Ungewitter auss nothwendigkeit dieselber jederzeit häufig zugelaufen und beygewohnt haben dass selbige schier alzeit bey son- und heiligtag so wohl morgens in der Mess und Predig alss nachmittags im Lob übermässig erfüllt, und … die andacht ofters verstohrt worden“. Die „freygebige Donnationes“ der „fromme Einwohner dieser orth“ und mehrere testamentarische Stiftungen bilden eine solide finazielle Grundlage für die Verwirklichung des „einmüthig“ gutgeheissenen Vorhabens. Noch vor dem Winter kann die Arbeit zur Hälfte ausgeführt werden.

 

II. Jahre der friedlichen Entwicklung

Während Pfarrer Henreco die Verwaltung der Kapelle durch die Anwohner gefördert hat, verucht sein zweiter Nachfolger, Johann Joseph Haghen, diese einzuschränken. So besteht er darauf, dass die jährliche Rechnungsablage in seinem Beisein erfolgt. Dies aber empfinden einige der Kommissare als Einmischung. Daraufhin erlaubt Haghen nur noch den Betagten und Behinderten in der Kapelle ihre Beichte abzulegen. Alle anderen „Häasser und Berger“ müssen nun mehr wieder zur Beichte zur Pfarrkirche gehen. Ausserdem schafft er die Andachten am Weihnachtsfest, an Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, am Fest des Pfarrpatrons, an Kirchweih und Allerheiligen in der Bergkapelle kurzerhand ab. Den Protest der Kommissare beantwortet er mit der Drohung, künftig die Aufbewahrung des Allerheiligsten ausserhalb des Gottendienstes nicht mehr zu gestatten und die Predigt durch einen Katechismusunterricht zu ersetzen. Die Kommissare lenken schliesslich ein und enthalten sich weiterer Kritik. Das schroffe Vorgehen Haghen‘s ist insofern verständlich, als er bei seinem Amtsantritt eine Pfarre vorgefunden hat, in der die Authorität des Pfarrers systematisch untergraben worden ist.

Den Nutzen der Bergkapelle bestreitet jedoch auch Haghen nicht. Die grosse Entferung zur Pfarrkirche – vor allem aus der Sicht der Katholiken „unter der Haas“ – macht den Dienst in dem kleinen Gotteshaus unentbehrlich. Im Jahre 1755 richten die Kommissare sogar ein Gesuch an den Lütticher Fürstbischof, um die Erlaubnis zur Feier einer zweiten Messe an Sonn- und Feiertagen um 11 Uhr zu erhalten. Für die Besoldung des Priesters, der ebenfalls Schule halten und in der lateinischen Sprache unterrichten soll, sind sie bereit, eine jährliche „Rente“ zu stiften. Aus den Abrechnungen der Kommissare ist ersichtlich, dass in der Folgezeit tatsächlich zwei Messen gelesen worden sind. Auch die Existenz der Schule ist belegt. Im Inventarium von ~1760 wird das dort aufgestellte Mobiliar – z.B. „1 Bank 8 fuss lang, … 1 Tisch 8 fuss lang, … 1 horloge“ – aufgeführt.

Beim Blättern im „Notizie- ende Rekensboek“ stossen wir noch auf weitere Einzelheiten aus der Verwaltung der Kapelle. Am 30. Dezember 1769 beschliessen die Kommissare, „dass die jenige so verlangen für den abgestorbenen in dieser Capelle gelautet zu haben“, je nach Art und Häufigkeit des Geläuts eine Gebühr zwischen zwei und sechs Schilling zu entrichten haben. Zudem erhält der Küster zwischen sechs Mark und zwei Schilling. Am 10. Januar 1770 wird eine allgemeine „Stuhlordnung“ festlegt. So dürfen die Kommissare „hunne bancken“ dort aufstellen, wo es ihnen beliebt; die Bänke der „Naebuÿrs“ sollen „geraede linie ende ten minsten hindernisse“ aufgestellt werden; die Bänke werden auf Kosten derjenigen, die sie aufstellen möchten, angefertigt; sie dürfen „acht voeten langh enden ten hoogsten vier voeten breedt“ sein, um „eene geraede ende egaele linie trecken“ zu können. Der Eigentümer einer Bank muss jährlich „twee kannen olij geevvalueert ad vijffthien merck“ zahlen, widrigenfalls „deselve bancken uijt de capelle geworpen worden ende der faillant van syne plaetse vervallen sijn“. Diejenigen, die sich über „sittstoelen, taefel offte heimigher“ verfügen wollen, müssen diese hinter „de achteerste gemeene bancken“ aufstellen, „sonder hoogher daermede te coemen“; die jährliche Miete beträgt eine halbe Kanne Öl oder 7 ½ Mark. Die Läutegebühr wird zugunsten der Kapelle und des Küsters angespasst; letzterer soll künftig zwischen einem und vier Schilling, die Kapellenkasse zwischen zwei und acht Schilling erhalten.

Die jährliche Rechnungsablage bietet interessante Einblicke in die tägliche Geschäftsführung der Bergkapelle. Für das Jahr 1781 zum Beispiel belaufen sich die Einkünfte auf 426, 1 ½ Gulden; fast die Hälfte dieser Summe ist durch Kollekten aufgebracht worden; ansonsten bilden die Stuhl- und Läutegebühren sowie Zinsenerträge wichtige Einnahmequellen. Bei den Ausgaben schlagen vor allem das Entgelt für die Spätmesse sowie das Öl fürs Ewige Licht und der Kerzenwachs zu Buche. Wir haben bewusst ein „normales“ Jahr, ohne grössere Anschaffungen und Arbeiten ausgewählt, das im übrigen mit einem Boni von 142, 1 ½ Gulden abschliesst. Natürlich ist die Situation nicht in jedem Jahr so günstig gewesen. Nachstehende Zeichnung verdeutlicht die dort beträchtlichen Schwankungen der Saldi, die allerdings immer positiv bleiben, in den Jahren 1776 bis 1794.

III. Eine unruhige Zeit

Nachdem Eupen im Jahre 1795, wie das gesamte Limburger Land, der französischen Republik einverleibt worden ist, kommt auch hier die kirchenfreundliche Gesetzgebung der Revolution nach und nach zur Anwendung. Am 9. Januar 1796 ordnet die Lütticher Zentralverwaltung an, dass ein Inventar des gesamten Kirchenbesitzes im Ourthedepartement anzufertigen sei. Am 31. Januar werden mehrere Abgesandte der Eupener Gemeindeverwaltung auch in der Bergkapelle vorstellig, um das verlangte Verzeichnis anzufertigen. Die Kommissare verweigern ihnen jedoch den Zutritt, mit der Begründung, die Kapelle sei Privateigentum. Die Zentralverwaltung aber weist diesen Einspruch zurück, so dass die Gemeindeverwaltung am 8. Februar endlich die Anweisung aus Lüttich erfüllen kann.

Da die Eupener Pfarrpriester den Eid auf die französische Verfassung ablegen, bleiben die Gotteshäuser allerdings geöffnet. Bei ihrer Eidesleistung am 19. September 1797 beanspruchen Pfarrer Houben sowie seine „Vizepastöre“ Frösch und Sühs die Pfarrkirche, die Werthkapelle und die Bergkapelle für die Ausübung des Gottesdienstes. Auch unterbleibt in diesen Kirchen die Veräusserung der liturgischen Geräte und der Paramente. Jedoch geht das Stiftungskapital der Bergkapelle in der französischen Zeit unwiderruflich verloren. Pfarrer Houben hat selbiges, aber auch das Stiftungskapital der Schulkaplanei sowie verschiedener Jahrgedächnisse und Segensmessen, für die Instandsetzung des der Pfarre gehörende Gutes „Rottenburg“, verwandt. Dieses wird jedoch durch die französische Republik beschlagnahmt und an einen gewissen Petry Bernimolin veräussert. Zur Zahlung der jährlichen Renten fühlt der Staat sich nicht verpflichtet, so dass der Unterhalt der Bergkapelle durch Spenden bestritten werden muss.

Die am 30. September 1803 vom neuen Lütticher Bischof Johann Evangelist Zaepffel veröffentlichte Neueinteilung der Pfarren räumt der Bergkapelle das Statut einer „chapelle auxiliaire“, einer Hilfskirche, ein. Nach dem Willen des Bischofs unterstehen die Hilfskirchen der geistlichen Aufsicht des Ortspfarrers. In der Folgezeit wird ihre Errichtung und Verwaltung staatlicherseits genau reglementiert. Das kaiserliche Dekret vom 30. September 1807 beispielsweise macht die Anerkennung einer Kirche als „chapelle auxiliaire“ von einem Gemeinderatsbeschluss abhängig, der dem Kaplan ein entsprechendes Gehalt zusichert. Weiterhin ist vorhergesehen, die materiellen Belange der Hilfskirche einem besonderen Gremium anzuvertrauen, das als Abteilung des Kirchfabrikrates der Hauptpfarre anzusehen ist. Schliesslich wird den an Hilfskirchen tätigen Geistlichen eine weitgehende Autonomie im Seelsorgebereich eingeräumt.

Demzufolge gesteht der eupener Gemeinderat dem Deservitor der Bergkapelle ein Jahresgehalt von 400 Franken zu. Angesichts der misslichen Lage der hiesigen Gemeindefinanzen kommt dieses Gehalt allerding nur in unregelmässigen Abständen zur Auszahlung. Wie HEINEN schreibt, haben die „Vicare der Kapelle … noch lange die niedrigen Besoldungssätze um so mehr“ empfunden, „als von den Armen verhältnismässig grössere Ansprüche an ihre Wohltätigkeit gemacht“ worden sind. Nach jahrzehntenlangen vergeblichen Versuchen findet dieses Problem 1844 endlich eine befriedigende Lösung. Der preussische Staat bewiligt einen jährlichen Zuschuss von 400 Talern zugunsten der vier Eupener Kapläne. Drei Jahre später gewährt auch die Gemeinde eine zusätzliche Unterstützung, die durch einen Zuschlag auf die Grund- und Klassensteuer aufgebracht wird.

Dank der Freigebigkeit der Gläubigen bleibt der Unterhalt der Bergkapelle auch in dieser schwierigen Zeit stets gesichert. Es können sogar bedeutende Arbeiten ausgeführt das „hundertjährige jubile wird am 24. Juni 1812, „am heiligen johannes Tag“, feierlich begangen. Pfarrer Müller hält die Predigt; in „schönen lobenden“ Worten würdigt er das Wirken der verstorbenen und der lebenden Kommissare der Kapelle. „Selbigen Tag“, vermeldet der Chronist, hatte man vorgesehen, dass eine grosse Anzahl Menschen sich versammeln würde, und daher „um die unkosten bestreitten zu können standen zweij Commissiarien an die Thüre mit Tellern“. Der Ertrag der Kollekte lag übrigens an der „Bergthüre“ um einiges höher als am „Häsertor“; dies führt der Rendant auf den Umstand zurück, dass der Maire N. Vercken „mit vielles gefolge“ die Kapelle von der Bergseite her betreten hatte …

Aus dem Jahre 1809 liegt ein Vertrag mit dem Küster Hermann Jungen vor. Dieser erhält 23 Gulden als „Salair“. Er muss „in jeder Meess mit dem beutel umgehen“. Am 25. August 1821 wird „Peter Haupts Sohn“ als Küster angestellt; seine Rechte und Pflichten sind uns in einem sehr detaillierten Vertrag aus dem Jahre 1847 überliefert:

1. Der Küster erhält „für jährliches fixes Gehalt zwölf Thaler Preussich Courant“.

2. Eine zusätzliche Vergütung von zwei Silbergroschen ist für die zweite Messe an Sonn- und Feiertagen vorgesehen.

3. „Von dem Läuten der Leichen“ steht ihm ebenfall ein Teil der „Remunaration“ zu.

4. Der Küster ist „befugt, jährlich gegen Oster eine Kollekte für sich bei den Einwohnern dieses Stadtviertels … abzuhalten“.

„Dagegen ist … Peter Haupts verpflichtet, bei allen vorkommenden Dienstag ohne Ausruhen in der Kirche aufzuwarten, den herrn Geistlichen bei Administration der Kranken … bei Tag und bei Nacht zu begleiten“; in jeder Messe und Andacht muss er sowohl „in der Kirche“ als auch „auf dem Kirchensöller mit dem Klingelbeutel umgehen und auch die eingesammelten Gelder jedesmal in den dazu bestimmten Kasten einlegen“. Für „die Reinlichkeit des Altars, des Chors …, der Kirche und der Leinewand“ hat er „bestens zu sorgen“; die Paramente und „Röckelen“ muss er „immer gut gefalten in den Schränken“ (sic) zurücklegen und überhaupt unterhalten. Die Kinder muss er „nöthigenfals zur Ordnung anhalten“, alles was zum „ordentlichen“ Dienst der Kirche gehört „streng … beobachten“, sein Amt „zur Zufriedenheit des Vorstandes … verwalten, und dessen Anordnungen pünktlich … befolgen“. Bei „vorkommender Kranckheit“ hat der Küster einen „durch den Vorstand genehmigten Stellvertreter“ zu benennen; er muss gewährleisten, dass dieser den Dienst in der Kapelle „pflichtmässig“ versieht.

In den Jahren 1867 bis 1882 wird die Bergkapelle im neo-romanischen Stil umgestaltet. Der Eingang an der Haasseite wird geschlossen, der Haupteingang mit einem romanischen Portal versehen und die Inneneinrichtung völlig erneuert. Welche Gegenstände diese im 18. Jahrhundert umfasst hat, ist nur noch bruchstückhaft zu erkennen. Das „Inventarium“ vermerkt neben dem Altar, einen „portativen Predigt Stuhl“, einen Beichtstuhl, einen hohen „Predigtstuhl“ sowie mehree Gemälde. Eine Empore war zwar vorhanden, doch wurde eine Orgel erst „ende der 50er Jahre“ des 19. Jahrhunderts erworben. Die 1931 begonnene Neugestaltung der Bergkapelle hat die neu-romanischen Stilelemente in der Innenausstattung und in der Ausmalung der Kapelle nach und nach wieder entfernt. Die heutige schlichte und doch beeindruckende Innenansicht geht im wesentlichen auf die letzte grosse Restaurierungsphase in den Wintermonaten 1960-1961 zurück. Von der neo-romanischen Ausstattung sind noch erhalten: die Kanzel, ein Beichtstuhl, die Kommunionbank, Doxaltreppe und -brüstung, Wandvertäfelung und Chortür, die Kreuzwegstationen, eine Holzskulptur des hl. Johannes Baptist und eine Pièta mit Postament.

 

IV. Der Verlust der Eigenständigkeit

Die relativ autonome Stellung der Bergkapelle im Eupener Pfarrverband wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeschränkt. Aufgrund des Priestermangels bleibt die Deservitor- und Rektorstelle seit 1891 unbesetzt. Den Dienst in der Kapelle versehen nunmehr die Pfarrgeistlichen von St. Joseph. Dass diese Entwicklung nicht widerspruchslos hingenommen worden ist, zeigt eine durchaus polemische Artikelserie der Eupener Bürgerzeitungen in den Jahren 1905 und 1906. der Redakteur wirft den „heutigen Pastores“ vor, die Werth- und Bergkapelle „ausser Benutzung … setzen“ zu wollen; während früher die Rektoren ausnahmsweise in der Pfarre ausgeholfen hätten, verssähe diese heute „nur ganz nothdürftig“ den Dienst in den Rektoraten. Eine Äusserung des Kölner Weihbischofs Schmitz wird angeführt, der anlässlich eines Besuchs der Bergkapelle ausgerufen haben soll: „Wie schade, eine so schöne Kapelle, die mit so prachtvollen Geräten und Paramenten versehen, und unbesetzt! Haben Sie sich auch in Cöln ernstlich bemüht, einen Herrn zu bekommen? Fragen Sie doch noch mal einen an!“ Daraus schlussfolgert der Redakteur, dass sich weder die Pfarrer noch die Kirchenvorstände energisch genug für eine Wiederbesetzung der vakanten Stelle eingesetzt haben.

Diese nicht in allen Punkten übertriebene Schilderung macht die Anhänglichkeit vieler Eupener an „ihre“ Kapellen deutlich, die über Jahrhunderte geistlicher Mittelpunkt ganzer Stadtteile gewesen sind. Daran hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert. Die Kapelle zum hl. Johannes Baptist ist für die Bewohner der Bergviertels nach wie vor von grosser Bedeutung. Das tägliche Geläut des Angelus mahnt sie, über ihren irdischen Sorgen und Mühen, das Jenseits nicht zu vergessen. Einmal in der Woche und jeden Sonntag lädt das Glöckchen zur Feier der Messe ein. Weiterhin ist die Bergkapelle seit einigen Jahren auch die „Pfarrkirche“ unserer spanischen Mitbürger, die grossenteils im Bergviertel eine zweite Heimat gefunden haben. Schliesslich versammeln sich alljährlich mehrere Vereine zur feierlichen Messe für ihre lebenden und verstorbenen Mitglieder im kleinen Gotteshaus auf dem Berg. In besonders enger Verbindung zur Bergkapelle stehen die St.-Johannes-Bürger-Schützen Gesellschaft von 1811 und die Kolpingsfamilie.