26. Moorenhöhe

Ein schöneres und gepflegteres Stadtbild erhielt Eupen ab 1881 durch die Gründung des Verschönerungsvereins. Der Verein bezweckte die Herstellung und Unterhaltung von öffentlichen Promenaden, Ruhesitzen, sowie aller solcher Anlagen innerhalb der Bürgermeisterei Eupen, welche zur Bequemlichkeit und Annehmlichkeit der Besucher und Einwohner Eupens und seiner Umgebungen beitragen können. Der Verein arbeitete unter der tatkräftigen Leitung von Bürgermeister Theodor Mooren (1881-1905).

Oberbürgermeister Mooren, der fast 25 Jahre an der Spitze des Eupener Stadtrates stand und sich größter Beliebtheit bei der Arbeiterbevölkerung erfreute, ist in die Annalen der Geschichte als der große „Stadtgärtner“ eingegangen. Überall, wo sich die Gelegenheit bot, irgendeinen Baum oder Strauch anzupflanzen, ließ Oberbürgermeister Mooren die Gelegenheit nicht verstreichen, aus Eupen eine grüne Stadt zu machen. Der 1881 gegründete Verschönerungsverein leistete Theodor Mooren bei diesem großen Grünplanprojekt Schützenhilfe.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurden eingeführt: Färbereien und Gerbereien, Seifen- und Maschinenfabriken, Eisengießereien, Getreidemühlen, Kalkbrennereien und Bierbrauereien, die alle sich bald einer gewissen Blüte erfreuten. Nicht zu vergessen den Handel mit Getreide, Futtermitteln, Tuchen und Holz und so manches andere. Doch wurde in Eupen neben dem Nötigen und Nützlichen auch das Schöne nie ganz vergessen. Ein glänzendes Zeugnis dafür ist z. B. die Moorenhöhe mit ihren Anlagen.

Die Moorenhöhe wurde 1883 angeschüttet, terrassenförmig durch Mauerwerk gestützt, wie ihr unterster Teil im Olengraben, und zum Aussichtspunkt umgebildet. Die Moorenhöhe, auf Haasberg gelegen, war bis 1891 ein öder und kahler Abhang ohne Baum und Strauch, an dem auf zwei Seiten mehrere waagerecht eingeebnete, stufenförmig übereinander geordnete schmale Erdabsätze geschaffen worden waren, welche (ähnlich wie auf Heidberg) dem Aufhängen der Tuche in ihren „Rahmen“ und ihrem Trocknen dienstbar gemacht wurden. Die Eigentümer von Grund und Boden bewog Oberbürgermeister Mooren, ihren Besitz der Stadt zu schenken, mit der Bedingung, dass er nie verkauft werden dürfe. Nun trat der damals gegründete Verschönerungsverein seine Arbeit an. Nun wurde zunächst auf beiden Seiten gute Erde angefahren und alles zur Bepflanzung des Hügels vorbereitet, die bei dem felsigen Untergrund keine leichte Sache war. Später wurde der Hügel durch ein schönes Mauerwerk befestigt. Zuerst waren die aufgeschütteten Erdmassen nur von starken Baumstämmen gehalten. Eines Tages aber gaben sie nach, und es gab einen Bergrutsch im kleinen, indem die Erdmassen sich zum Olengraben hinabwälzten. Der Vorbau erhielt darauf bei seiner Wiederherstellung als Untergrund das bereits erwähnte feste Mauerwerk, das noch heute steht und von einem hübschen Eisengitter gekrönt ist, das ein unbekannt gebliebener Gönner dem Verschönerungsverein stiftete. Erst zu Beginn des Jahres 1930 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, die Moorenhöhe weiter auszugestalten und zu verschönern. Das schönste Panorama der Unterstadt genießt man von der „Moorenhöhe“ aus (der Murekopp). Dieser balkonartig ausgebuchtete und hübsch ummauerte Bergvorsprung wird immer wieder von Touristen besucht. Kleinere dieser Aussichtshügel, wie auf Binstert (der Knüll), auf der Judenstraße, auf dem Kehrweg pflegte der Volksmund in früheren Zeiten, kurzweg mit „Mureköppkere“ zu benennen (nach C. Meyers-Michel). Der Verschönerungsverein pflanzte an vielen Straßen Doppelreihen von Bäumen. Auch die kahlen Böschungen am Olengraben und Hassberg wurden mit Gras, Sträuchern und Bäumen bepflanzt. Gewaltige Mengen von Bäumen wurden angepflanzt an öffentlichen Plätzen, Straßen und Abhängen, bis 1900 im eigentlichen Stadtgebiet etwa 20.000. Der gleichfalls wüste Heidberg wurde zum Stadtpark umgewandelt.


109. 1881 : Eupen soll schöner werden

Theodor Mooren, der im Jahre 1881 zum Bürgermeister Eupens gewählt wurde, fand bei seinem Amtsantritt in seinem neuen Wirkungskreis einige Ansichten der Stadt, die ihm offenbar nicht besonders gefielen. Bereits in der Sitzung des Stadtrats am 1. Juli seines Antrittsjahres teilte er den Stadtverordneten mit, dass er beabsichtige in Eupen einen Verschönerungsverein zu gründen, wie er in anderen Städten des Rheinlands bereits bestehe.
Der Verein beschließt zunächst den Werthplatz mit verschiedenen Baumarten zu bepflanzen. Außerdem sollen die Plätze vor den Häusern (heute Nr. 22-40 und 51-67) in der Haasstraße und vor den Häusern (heute Nr. 28-44) im Schilsweg, sowie die Edelstraße mit Bäumen bepflanzt werden.
Rund vierzig Erwerbslose beginnen unter Anleitung des städtischen Wegeaufsehers bald mit den Anpflanzungen der verschiedenen Baumsorten. Neben der Lohnzahlung erhalten die beschäftigten Erwerbslosen offenbar auch manchmal „etwas für den Magen“ (ein Glas Bier und ein Butterbrot mit Käse), wie aus den Rechnungen der Wirte hervorgeht.
Gleichzeitig mit den zahlreichen Anpflanzungen errichten die Erwerbslosen unter fachkundiger Anleitung im unteren Bereich des Olengrabens und des Haasbergs Stützmauern, die ein Abrutschen des aufzufüllenden Erdreichs verhüten sollen.
Im Jahr 1882 wurden schließlich insgesamt 1628 Bäume gepflanzt, u.a. Am Berg 6 Ahorn, 4 Ulmen, 2 Linden, 1 Buche; an der Bergkapellstraße 59 Linden, 4 Pappeln, 3 Eichen, 1 Ahorn, 1 Ulme; im Haasberg 2 Pappeln, 6 Linden; an der Edelstraße 7 Kastanien, 18 Ulmen, 17 Eschen, 8 Eichen, 3 Buchen, 1 Ahorn; an der Judenstraße 21 Linden.
Aber ganz so einfach war die Sache nicht. Sei es, dass die Mauern nicht fest genug waren oder, dass das Eupener Wetter dem Unternehmen einen Streich spielen wollte: in der Nacht zum Freitag, dem 29. Dezember 1882, stürzte ein Teil der Stützmauern zum Olengraben hin ein und ein Teil des durch den anhaltenden Regen aufgeweichten Erdreichs rutschte in den Olengraben hinab. Dabei wurde das Hintergebäude eines Wohnhauses im Haasberg mitgerissen und die Mauern des noch stehenden Wohnhauses wiesen erhebliche Risse auf. Das war jedoch für Mooren und seinen Verschönerungsverein kein Grund zur Resignation. Im Frühjahr gingen die Arbeiten zügig weiter und im Herbst erfolgten die ersten größeren Anpflanzungen, deren Wurzelwerk den Hang vor weiterem Abrutschen bewahren sollte.
Im Jahr 1884 erfolgten weitere 1300 Baumpflanzungen, die Anlage von Blumenbeeten, die Regulierung von Waldwegen und des Membacher Weges durch Arbeitslose auf Kosten des Vereins, wodurch auch die Städtische Armenkasse wieder stark entlastet wurde. Bis Ende des Jahres 1885 stiegen die Baumpflanzungen auf etwa 5000.
Als Krönung der Anlage am Haasberg war eine Aussichtskanzel geplant, von der aus man den gesamten Bereich der Unterstadt überblicken könnte. Dazu wurden weitere Erdaufschüttungen vorgenommen, bis sie sich nach und nach wie eine Kanzel aus dem Berg hoben. Zur Vermeidung des Abrutschens waren an ihrem Fuß Pfähle und Holzgeflechte angebracht worden. Der Hügel wuchs immer schneller. Sein gebräuchlicher Name in Eupen war „Malakoff“. Aber der Malakoff war unberechenbar. In der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1886 begab er sich auf die Reise ins Tal. Das wurde allerdings so schnell festgestellt, dass eine Katastrophe vermieden wurde. Ein großer festgefrorener Erdblock ca. 30 Kubikmeter hatte sich in Bewegung gesetzt und die Pfähle niedergedrückt. Gegen 9 Uhr (vormittags) war er noch in Bewegung. Es blieb nichts anders übrig als das Erdreich abzutragen. Unverzüglich wurde der Bau einer Mauer in Angriff genommen und war im Jahre 1888 beendet. Ein unbekannt gebliebener Mäzen stiftete schließlich das geschmiedete Eisengitter, das heute noch vorhanden ist und der „Malakoff“ war zum Wahrzeichen der Eupener Unterstadt geworden.
Für den Schorberg und das Waisenbüschchen wurde die Aufstellung von Ruhebänken vorgesehen. Aus dem Bericht der Generalversammlung vom 16. Oktober 1896 ersehen wir, dass bis zu diesem Zeitpunkt 17200 Bäume gepflanzt wurden. Frau Arthur Peters schenkte der Stadt das Schorberg-Wäldchen in dem der Verein Spazierwege anlegte. Im Jahre 1897 ließ die Stadt den Opersbachweg regulieren und der Verein ließ dort 15000 Kiefernpflanzen anbauen. Inzwischen kam man nun auf den Gedanken, dass die verschönerte Stadt alle Vorbedingungen erfülle um daraus einen Luftkurort zu machen.
Nach dem Abschied Moorens als Bürgermeister im Jahr 1905 beschloss die Generalversammlung die Beibehaltung des Vereins. Geplant wurden die Verschönerung des Olengrabens, die Umwandlung des Schorbergwäldchens in eine Parkanlage, die Bepflanzung der Beete in der Stadt und das Ausästen dürrer Bäume im Schorberg und am Rotenberg. Die Errichtung eines Aussichtsturmes wurde wegen Fehlens eines geeigneten Platzes zurückgestellt. Im Jahr 1909 gibt der Verein dem städtischen Verkehrsausschuss eine Spende von 400 Mark zur Errichtung des Aussichtsturmes an der Judenstraße. In den Folgejahren und insbesondere während des Ersten Weltkrieges gehen die Einnahmen des Vereins immer mehr zurück. Den Mitteilungen älterer Mitbürger entnahmen wir, dass er bis in die 30er Jahre hinein bestanden hätte. Davon zeugt noch heute eine Gedenktafel an der Bergkapelle, die leider in der Zwischenzeit stark verwittert ist (siehe auch Foto oben links).

Auf den Bildern hier unten sehen wir zunächst die Entwicklung im Bereich des „Malakoff“, der späteren „Moorenhöhe“, sowie eine Auswahl an Motiven aus dem Bergviertel mit denen für den Luftkurort Eupen geworben wurde...


121. Parkanlage Moorenhöhe

Theodor Mooren, Eupener Bürgermeister in den Jahren 1881 bis 1905 hat sich in seiner Amtszeit und als Vorsitzender des städtischen Verschönerungsvereins zu Eupen seinen Namen als großer „Stadtgärtner“ verdient. Zu seinen beachtenswerten Initiativen zur Begrünung der Stadt zählt, neben der Anlage des Heidbergparks, die Moorenhöhe am Haasberg. Sie gehörte ursprünglich auch zu den aufgelassenen, öden Terrassenanlagen, die vor Jahrzehnten zum Trocknen von Tuchen angelegt, später aufgegeben wurden und verwilderten. Das Grundstück wurde der Stadt mit der Verpflichtung übertragen, es öffentlich zu nutzen und nicht zu veräußern. 1883 war der Plan zu einem Terrassenpark in der Unterstadt geboren. Dieses Bauvorhaben sollte ein weiterer Schritt zur Attraktivitätssteigerung der Stadt werden und zur Entwicklung des Kur- und Fremdenverkehrs beitragen. Erhebliche Fuhren von Erdreich waren erforderlich, den Hang gefällig zu stufen und zu modellieren. Holzpalisaden sollten zunächst die Sicherung des steilen Geländes, damals noch Moorenhügel genannt, gewährleisten. Zur Ausführung der Arbeiten hatte sich der Verschönerungsverein bereiterklärt.

Die Freude über den angelegten Terrassenpark dauerte jedoch nicht lange an, da die Palisaden dem Druck des Erdreichs nicht mehr standhielten und die Erdmassen sich bis in den Olengraben ergossen. Erst mit der Schenkung eines weiteren Gartengrundstücks am Haasberg, das seinerzeit der Familie des Tuchfabrikanten Gensterblum gehörte, und einer Geldspende konnte Mooren den zusammengefallenen Moorenhügel wiederherstellen lassen und ihn durch eine steinerne Hangbefestigung in Form einer runden Bastion in Verbindung mit einer vorkragenden Aussichtsplattform standsicher gestalten. Von dort war nunmehr der Blick in die Flusstäler der Unterstadt mit ihren stolzen Industrieanlagen hinüber und weiter über die Wipfel des Hertogenwaldes möglich.

Zu Beginn der 1930er Jahre scheint eine grundlegende Instandsetzung und Verschönerung der nunmehr Moorenhöhe genannten Grünanlage erforderlich gewesen zu sein. Verschiedene Entwürfe standen zur Auswahl. Offensichtlich entschied sich die Baukommission für die aufwendigere Gestaltung, mit einer von Treppen flankierten Brunnenanlage im rückwärtigen Bereich des Aussichtsplateaus sowie neuen Zugängen von der Judenstraße und dem Haasberg. Aus der Aktenlage geht jedoch hervor, dass die Maßnahme wegen erheblicher Mehrkosten reduziert und auf die Wasserspiele und vieles mehr verzichtet werden musste. Heute, nach einer jüngst abgeschlossenen Restaurierung, stellt sich das Herzstück der Anlage, die Aussichtsbastion, wieder als prägendes Bauwerk heraus. Ihre Grundform beschreibt einen Drittelkreis, der zu den Seiten weit in den Hang ausschwingt. Vor den tragenden Kern ist ein Blendmauerwerk aus Blausteinquadern gesetzt, aus dem Naturstein der Region, der alle historischen Bauten der Stadt schmückend kennzeichnet. Sechs regelmäßig vorgesetzte Stützpfeiler scheinen dem Bauwerk zusätzlichen Halt zu geben. Zwischen den Stützen lockern ein Paar rundbogige Blendfenster von einem Backsteinrahmen eingefasst und darüber ein Backsteinfries den unteren Abschnitt der Bastion auf. Ein breiter Backsteinkranz von einem Klötzchenfries bestimmt bildet mit einem Traufgesims aus Blaustein, das ein zierliches Geländer trägt, den bekrönenden Abschluss. Das Bauwerk der Jahrhundertwende, in der neuromanischen Formensprache des Historismus, vermittelt anschaulich den Gestaltungswillen und das Selbstverständnis der Eupener in einer Zeit, die von Bürgerstolz und Unternehmergeist geprägt war.