35. Bäckereien im Bergviertel

 

Plaudereien um eine alte eupener Bäckerei

Aus den Erinnerungen von C. Meyers-Michel

Meine Eltern heirateten noch im 19. Jahrhundert, im Jahre 1896. Zunächst führten sie eine Bäckerei in Thebaten, heute Rotenberg genannt … Der Backofen war im allgemeinen viereckig. Er bestand aus nur einem Hohlraum, der Heiz- und Backraum in sich vereinigte. Unser Backofen hatte nur eine Tür, das sogenannte Mundloch, welches sowohl zum Heizen, wie zum Einschieben benutzt wurde. Dieser Ofen wurde direkt geheizt, d.h. die Backware kam auf dieselbe Backfläche, wo vorhin das Heizmaterial abbrannte. Kein Wunder, dass sich manchmal auf der Unterseite des Brotes eine Holzkohle ansässig gemacht hatte und mit eingebacken wurde ... Der Backofen wurde nun mit Holz gefüllt und angezündet. Die weißglühenden Steine zeigten an, dass die nötige Hitze erreicht war. Der Bäcker nahm nun das Dampffass, ein aus Eisenblech gefertigtes Fass mit einem Verschlussdeckel. Er stellte das offene Fass unter das Mundloch des Ofens und schob das zu Holzkohlen gewordene Heizmaterial mit einem Krätzer in das Fass. Dieses wurde nun verschlossen und auf der unteren Bordseite rollend nach draußen befördert ... Die erkalteten Holzkohlen wurden verkauft. Die Hausfrauen benutzten dieselben zum Wärmen der Bügeleisen, zum Anzünden des Feuers. Ja, selbst in der Kirche fanden sie Verwendung, indem man glimmende Holzkohlen in das Weihrauchfass legte … Nachdem das Holz aus dem Ofen entfernt war, wurde dieser mit einem feuchten Tuch, dem Wesch, gründlich gereinigt. Dann nahm der Bäcker den Schiesser aus den Haken, und ein Brot nach dem anderen wanderte in den Ofen.

Die größte Vorbereitung erforderte der Reisfladen. Stundenlang musste der Reis gekocht werden, keine leichte Sache, besonders im Sommer, wenn die Nähe eines starken Herdfeuers grade nicht sehr angenehm war. Der Milch fügte man die entsprechende Menge Reis, Zucker und eine Stange Vanille zu. Nachdem der gekochte Reis erkaltet war, wurden die Eier untergerührt. Wie oft kam es bei gewittriger Schwüle vor, dass die Milch umging! Heute würde man den ersten besten Milchhändler anrufen, und recht bald stände frische Milch bereit. Damals musste man die Milch im voraus bestellen und sie meist selbst holen gehen. Besonders im Winter war es oft ein Problem, mit genügend Milch beliefert zu werden.

Eine Eupener Spezialität war und ist auch heute noch der Platz. Platzteig ist natürlich auch ein Hefeteig. Statt des Stampfzuckers nimmt der Bäcker Würfelzucker, den er in kleinere Stücke bricht, die nach dem Backen im Platz zu finden sind. In den Platzteig kommen auch Rosinen und Korinthen. Der alte Eupener Bäcker nahm zur Hälfte Butter, zur Hälfte Schmalz.

„Kninsköppe“, kleine brötchenartige Kuchen, die aneinanderhingen, backte man aus Platzteig. Die vier zusammengebackenen Kninsköppe nannte man in echt Eupener Mundart „Ne Kröttel Kninsköpp“. Auch die zu Nikolaus oder Weihnachten hergestellten Klosmänner wurden und werden noch heute aus demselben Teig und in allen Größen gebacken. Zu Fastnacht gab es Pöffele, heute nennt man dieses Backwerk Berliner.

 

Liste der Bäcker und Konditoren im Bergviertel nach einem Adressbuch von 1896

Berg, Nic., Haasberg 1

Bong, Heinrich, Bergstraße 57

Bourseaux, Math., Rothenbergstr. 32

Brandenberg, A. Wwe., Olengraben 2

Cloot, Johann S. Wwe., Haasberg 15

Cormann, Nikolaus, Bergkapellstraße 2

Collard, Mathias, Olengraben 1

Derousseaux, Hermann, Bergstraße 129

Emonds, August, Bergstraße 94

Hausmann, Nicolaus, Neustraße 19

Herbrandt, Mathias, Bergkapellstraße 28

Klein, Geschwister, Bergstraße 104

Klein, Johann, Bergkapellstraße 36

Kück, Johann, Bergkapellstraße 66

Kück, Johann W., Bergkapellstraße 19

Kück, Leonard, Bergkapellstraße 48

Lüchem, Geschwister, Bergstraße 91

Michel, Hubert, Rothenbergstr. 40

Michel, Heinrich Wwe., Bergstraße 69

Michel, Leonard, Olengraben 21

Mockel, August, Judenstraße 11

Müllender, Joseph, Haasberg 2

Tilgenkamp, Rudolph, Bergstraße 114

Weinand, Joseph, Neustraße 54